Rudower Chaussee: Gelungene Mischung
Neue Projekte und Ansiedlungen zeigen, wie attraktiv die Lebensader von Adlershof geworden ist
Diese Meldung sorgte für Aufsehen: Der Projektentwickler Corpus Sireo baut für den Allianz-Konzern ein neues, 60.000 Quadratmeter Mietfläche umfassendes Verwaltungsgebäude an der Rudower Chaussee. „2019 werden mehr als 2.000 Allianz-Mitarbeiter von den Treptowers an den S-Bahnhof Adlershof ziehen“, schildert Ute Hübener, Bereichsleiterin Vertrieb und Marketing bei der Adlershof Projekt GmbH, die Folgen. „Dieser Name macht Adlershof insgesamt als Bürostandort noch interessanter.“
Doch die spektakuläre Ansiedlungsentscheidung von Allianz ist nur ein Mosaikstein in der stetigen Aufwärtsentwicklung der Adlershofer Magistrale. „Die Rudower Chaussee“, sagt Hübener, „bekommt jetzt die Funktion, die ihr von Anfang an zugedacht war: Sie ist das Bindeglied zwischen Forschung, Gewerbe und Wohnen und trägt so wesentlich dazu bei, dass Adlershof insgesamt immer urbaner wird.“
Tatsächlich ist es die viel zitierte Mischung aus Gewerbe und Wohnen, die mittlerweile am gesamten Standort gelebt wird. Das zeigt sich zum Beispiel am Groß-Berliner Damm, wo sich auf der einen Seite großflächig produzierende Unternehmen wie Freudenberg angesiedelt haben und auf der anderen Seite das Quartier „Wohnen am Campus“ weiter wächst.
An der Rudower Chaussee, nahe dem S-Bahnhof, sind im Sommer 2016 im „Medienfenster“ 153 Studentenapartments fertig geworden. Die Ladenzeile im Erdgeschoss erweitert das Einzelhandelsangebot am Standort u.a. um einen Waschsalon und einen Fahrradladen. Im Herbst 2017wird zudem im NUBIS, dem neuen Bürogebäude der Project Immobilien am S-Bahnhof, ein asiatisches Restaurant mit Blick auf das Eichenwäldchen hinzukommen. Insgesamt errichtet Project Immobilien im NUBIS in drei Bauabschnitten 17.400 Quadratmeter Bürofläche.
Auch die ID&A Immobilien bereitet zwei weitere Bauabschnitte ihres Projekts Air Campus vor. Dabei wird das bestehende Bürogebäude sowohl in der Rudower Chaussee, als auch in der Straße Am Studio erweitert; insgesamt entstehen so weitere 6.600 Quadratmeter Büro- und Ladenfläche. Nebenan hat die Europa-Center AG den dritten Bauabschnitt ihres Bürokomplexes fertiggestellt. Ein Unternehmensbereich der Deutschen Bahn, der vorher im Gewerbegebiet am Groß-Berliner Damm seinen Sitz hatte, konnte als Ankermieter gewonnen werden.
Darüber hinaus plant die Europa-Center AG ein kleineres, architektonisch anspruchsvolles und zum Platz passendes Bürogebäude neben dem Forum Adlershof. Dass sie außerdem ein Parkhaus errichtet hat, steht ebenfalls für die gewachsene Urbanität – denn Parkplätze auf der Straße stehen, anders als in früheren Jahren, mittlerweile nicht mehr selbstverständlich zur Verfügung.
Viel Bewegung ist auch im westlichen Teil der Rudower Chaussee. Sichtbares Zeichen dafür ist der 25 Meter hohe Solarpylon, der sich auf dem Grundstück des entstehenden Porsche-Zentrums befindet. An der Ecke zur Wegedornstraße errichtet eine Tochtergesellschaft des Hochtief-Konzerns bis 2019 das neue Landeslabor Berlin-Brandenburg. Und auf Höhe der James-Franck-Straße wächst kontinuierlich der Campus „Am Oktogon“, in dem die immobilien-experten-ag so genannte OfficeLabs, eine Kombination aus Büro- und Produktionsflächen, realisiert.
Geradezu beispielhaft für die neue Adlershofer Mischung steht das Project VivaCity, für das der Projektentwickler Kondor Wessels in Kooperation mit der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Steglitz eG den Grundstein gelegt hat. Am Eisenhutweg, der Verlängerung der Rudower Chaussee, wächst ein innovatives Ensemble, das neben den genossenschaftlichen Wohnungen eine Kindertagesstätte, ein Pflegeheim, betreutes Wohnen und eine Tagespflege umfasst. Auch Supermarkt und Bäcker entstehen hier, womit ein sehnlicher Wunsch der Bewohner des angrenzenden Wohngebiets erfüllt wird.
Der wohl spektakulärste Neubau aber wird auf der westlichen Seite des S-Bahnhofs Gestalt annehmen. Dort hat Adlershof Projekt im Frühjahr 2016 eine Ausschreibung für das knapp 24.000 Quadratmeter große Filetgrundstück durchgeführt, auf dem als besonderes Highlight ein 54 Meter hoher Turm entstehen darf. Das Interesse der Investoren war ausgesprochen groß. „Noch vor wenigen Jahren“, freut sich Ute Hübener, „hätten wir uns nicht träumen lassen, dass wir für dieses Grundstück zehn Bewerbungen bekommen würden.“ Dort sollen ein OfficeLab-Campus sowie ein modernes Kongress- und Konferenzhotel mit Skybar und Veranstaltungsräumen für bis zu 1.000 Teilnehmer, ein Fitnesscenter, Restaurants und Ladenlokale entstehen. Eines jedenfalls ist schon jetzt klar: Die Rudower Chaussee wird ihr Erscheinungsbild in den kommenden Jahren noch einmal drastisch verändern.
von Emil Schweizer