Sonnige Aussichten für dünne Schichten
Das Kompetenzzentrum PVcomB in Adlershof fördert Know-how-Transfer und Ausbildung in der Dünnschicht-Photovoltaik
Als Brückenbauer versteht sich Rutger Schlatmann. „Wir schließen die Lücke zwischen Grundlagenforschung und industrienaher Entwicklung“, sagt der Leiter des Kompetenzzentrums Dünnschicht- und Nanotechnologie für Photovoltaik Berlin (PVcomB). Seit 2008 arbeitet der 44-jährige Physiker am Aufbau der Einrichtung, die die Stromerzeugung aus Sonnenlicht mittels dünner Solarzellen vorantreiben soll. Mitarbeiter wurden eingestellt, Labore sowie Finanzierung gesucht und gefunden, die Kooperation vor allem mit dem Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) und der Technischen Universität Berlin (TUB) ausgebaut. Ende März 2011 war es so weit. Prominenz aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft war dabei, als das Zentrum an der Schwarzschildstraße feierlich eröffnet wurde.
Erster Spatenstich für das Photovoltaikzentrum
Gleichzeitig fiel der Startschuss für den Baubeginn des Zentrums für Photovoltaik (ZPV), das unweit vom Standort des PVcomB entstehen wird. Dort sollen einmal kleine Hightechunternehmen einziehen. Einige dieser Existenzgründungen werden sicherlich aus dem Bereich der Dünnschicht-Photovoltaik kommen. Experten für diese aufstrebende Sparte auszubilden, gehört ebenfalls zu den Aufgaben des PVcomB.
Expertenaustausch bei der Thin Film Week
Das bedeutet nicht nur Mitarbeit bei der Photovoltaik-Spezialisierung in Bachelor- und Masterkursen der TUB. „Wir bieten auch maßgeschneiderte Kurse für Fachkräfte aus der Industrie an“, sagt Schlatmann. Dort wird über den Stand der Technik in der Dünnschicht-Photovoltaik informiert. Ein besonderes Highlight war die Mitte April zum dritten Mal ausgetragene „Thin Film Week“, das, so Schlatmann, „weltweit größte Event in diesem Sektor“. Etwa 400 Experten aus Industrie und Wissenschaft diskutierten über Marktchancen und technologische Entwicklungen, etwa den Wirkungsgrad der Solarzellen zu steigern oder neue Materialien einzusetzen. Wichtig ist für Schlatmann auch der Austausch zwischen der Glas- und Solarbranche. Denn Glas ist das Material, auf dem die dünnen Absorberschichten am häufigsten aufgebracht werden.
Prototyp bei PVcomB
So auch bei dem ersten Prototyp, der vor Kurzem im PVcomB hergestellt wurde. Es handelt sich um ein Glasmodul, 30 Zentimeter im Quadrat. Es stellt eine Verbindung zwischen den manchmal nur wenige Millimeter kleinen Laborzellen und den oft mehrere Quadratmeter messenden Industriemodulen her. Beschichtet wurde mit amorphem und mikrokristallinem Silizium. Die Er kenntnisse aus dem Labor lassen sich so auf die industrielle Produktion großer Module übertragen. Umgekehrt gelangen Fragestellungen, die die industrielle Produktion aufwirft, zurück in die Forschung.
Beim Brückenschlagen zwischen Grundlagenforschung und Industrie kommen Schlatmann die zehn Jahre Erfahrung zugute, die er als Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung einer Solarzellenfirma sammeln konnte. Die Aussichten für die Branche sieht der Physiker aus den Niederlanden sehr positiv. Nicht nur weil die Photovoltaik in Deutschland mittlerweile zwei Prozent zur Stromerzeugung beiträgt und der Anteil erneuerbarer Energien bereits bei 16 Prozent liegt. Die Katastrophe im japanischen Fukushima wird den Ausbau sicherlich weiter beschleunigen. Das kommt nicht nur dem Klima zugute; Schlatmann sieht für Deutschland auch große Exportchancen. Dabei stehe auch Berlin gut da, das gemeinsam mit dem Land Brandenburg und vielen Firmen und Forschungseinrichtungen groß in die erneuerbare Energieversorgung von städtischen Regionen einsteigen will. Auch Adlershof ist mit Projekten beteiligt. Für das Photovoltaik-Kompetenzzentrum gibt es viel zu tun.
von Paul Janositz