Spot on – Aus dem Blickwinkel eines Beleuchters
Adlershofer Lichthaus setzt TV-Produktionen ins rechte Licht
Licht aus, Spot an – so einfach wie diese ikonische Aufforderung Ilja Richters aus der ZDF-Disco der frühen 1970er-Jahre sind die Regieanweisungen für Mike Zimmermann heute nicht mehr. Und überhaupt ist sein engster Vertrauter eher der Kameramann. Denn das Licht ist für den Kameramann wie die Farbe für den Maler. Die richtige Farbe „zusammenzurühren“, das ist der Job von Zimmermanns Team vom Lichthaus Berlin. Demnächst „rühren“ sie wieder in Cornwall, wo fünf neue Rosamunde-Pilcher-Filme für das ZDF entstehen und in Berlin für die TV-Serie „Der Kriminalist“.
Im Lager des Unternehmens herrscht rege Betriebsamkeit. Unzählige Stative, einige davon mannshoch und mit einer Tragkraft von bis zu 90 Kilogramm liegen hier, dazu Traversen, Reflektoren und Leuchten in allen Größen und Stärken. Sie heißen beispielsweise „True Blue“ oder „Arrisun“. Letztere wird – nomen est omen – zur Sonnensimulation eingesetzt. Hinzu kommen unzählige Kilometer Kabel. Schwarz und Silber sind die vorherrschenden Farben. Von hier geht die Technik je nach Menge in mehreren 12-Tonner-Lkw an den jeweiligen Drehort. Gerade ist ein Team aus Irland von einer Ken-Follet-Verfilmung zurückgekehrt.
Waren die Pioniere des Films noch ganz direkt auf die Sonne angewiesen – nicht ohne Grund wurden die amerikanischen Stummfilm-Studios im sonnigen Kalifornien angesiedelt und Dekors unter freiem Himmel aufgebaut –, sind wir heute durch die technische Entwicklung in der Lage, großen Einfluss auf die Art und Anwendung künstlichen Lichts zu nehmen. Welche Geschichte auch immer erzählt wird, es ist das Licht, das sie sichtbar werden lässt.
Licht, das Geschichten sichtbar macht
Mike Zimmermanns Lichtkarriere beginnt in den 1980ern zunächst wenig verheißungsvoll mit einer Ausbildung zum Elektromonteur bei der Berliner S-Bahn. Dass er das nicht ewig machen wollte, war ihm schnell klar. „Langweilig.“ Dann hört er, dass beim Deutschen Fernsehfunk (DFF) in Adlershof Kraftfahrer gesucht werden. Lkw-Fahrerlaubnis und Elektromonteur? „Da haben wir was“, war die Antwort auf seine Anfrage. Es folgen Kinderfilme und diverse Filme der noch heute produzierten Polizeiruf-110-Reihe. Dann kommt die Wende. Mit zwei Kollegen macht er sich selbstständig, kauft alte DFF-Technik, baut diese um, mietet Autos und bedient weiter Film- und Fernsehproduktionen. Im Jahr 2000 wird daraus das Unternehmen Lichthaus.
Heute stehen viele deutsche und internationale TV- und Filmstars im Scheinwerferlicht des Adlershofer Unternehmens und seiner inzwischen 30 festen Mitarbeiter. Ob „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, „Verbotene Liebe“ oder „Unter uns“ – die deutsche Vorabendunterhaltung wird vom Adlershofer Unternehmen ins „rechte Licht“ gerückt. Und auch Till Schweigers Hamburger „Tatort“ und diverse internationale Kinoproduktionen in den Babelsberger Studios werden von Zimmermann erhellt. Oder verdunkelt, sagt Zimmermann. Denn mit dem High Definition-Standard (HD), in dem heute zumeist gedreht wird, braucht man wegen der Sensibilität der Kamerachips deutlich weniger Licht, besonders Kunstlicht. „Manchmal müssen wir nun eher Licht ‚wegdecken’, also mit einem Schwarzreflektor abdunkeln“, erklärt Zimmermann.
Die Auseinandersetzung mit der ständig besser und anspruchsvoller werdenden Beleuchtungstechnik wie LED oder Tageslichttechniken und das Angebot an – die in ihren Beleuchtungsanforderungen sehr unterschiedlichen – Studio- und Filmproduktionen bezeichnet Zimmermann als die Besonderheit seines Unternehmens. „Die Branche ist sehr klein. Dass jemand Film und TV macht, ist selten. Zudem verleihen wir ja nicht einfach Technik, wir sind die Beleuchter am Set, gestalten die gewünschten Lichtsituationen.“
Warmes Licht fürs Happy-End
Eine der nächsten Dreharbeiten führt das Team wieder nach Cornwall. Hier im Land der Sonntagabend-Unterhaltung entstehen fünf neue Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen für das ZDF. Weiches Licht und warme Stimmungen für das unvermeidliche Happy End. Nicht immer ist es so „gemütlich“. In Thailand, erzählt Zimmermann, habe man drei Wochen am River Kwai gedreht, auf einem Geflügelmarkt, der kurz nach Abschluss wegen der Geflügelgrippe gesperrt wurde. Durch die Bretagne ging es zehn Wochen in klirrender Kälte für einen historischen Zweiteiler.
„Die Produktion erfolgreich zur letzten Klappe bringen“, das ist Zimmermanns Anspruch. Dafür wird auch schon einmal eine Pan-Asia-Lampe – eine, die natürlich-warmes Licht erzeugt – aus Asien eingeflogen, wenn ein Schauspieler besonders gut in der Nahaufnahme aussehen will. Denn ohne Licht geht es nicht.
Von Rico Bigelmann für Adlershof Journal