Unter Volldampf – Adlershof wächst über sich hinaus
Ein 40 Hektar großes Gewerbegebiet der Bahn wird in wenigen Jahren den Entwicklungsbereich ergänzen – und das Angebot am Standort bereichern
Einst wurde hier fast ein Drittel des Warenverkehrs von und nach Berlin umgeschlagen. Dann kamen der Krieg, die Teilung, und der Dampf verzog sich. Seit 1998 liegt der Rangierbahnhof Schöneweide brach. Nur die Dampflokfreunde machen bisweilen Feuer unterm Kessel; ihre Nostalgiefahrten starten vom denkmalgeschützten Ringlokschuppen. Der Rest des Geländes ist verwildert.
40 Hektar großes Gewerbegebiet
Wenn alles läuft wie geplant, kehrt das Wirtschaftsleben bald zurück. Entstehen soll ein 40 Hektar großes Gewerbegebiet. Das haben die Deutsche Bahn AG, das Land Berlin und der Bezirk Treptow-Köpenick in einem städtebaulichen Vertrag vereinbart. Das Projekt belegt: Der Entwicklungsbereich liefert längst auch seinem Umfeld Impulse. Elf Millionen Euro wird die öffentliche Hand investieren, um das Gelände zu erschließen. Zwölf der 40 Hektar belegen neue Straßen und Plätze, ein Grünzug längs der Bahntrasse und das Ensemble der Dampflokfreunde, das erhalten bleibt. Der Rest sind Bauflächen.
Mehr als 2.000 Hektar Grund und Boden besitzt die Bahn in Berlin. Dass sie gerade in Adlershof aktiv wird, hat gute Gründe. Die Flächen sind ideal für produzierendes Gewerbe, Betriebe, die viel Platz brauchen, und expandierende Unternehmen aus der Innenstadt. Der Weg ins Zentrum ist nicht weit. Der Bahnhof Schöneweide liegt am einen, der S-Bahnhof Adlershof am anderen Ende des Areals. Und die weiter wachsende Wissenschaftsstadt sorgt schon heute für eine urbane Infrastruktur direkt vor der Tür. „Das macht den Standort äußerst attraktiv“, sagt Wolfgang Stahnke, Projektleiter der DB AG.
Neue Brücke für Radfahrer und Fußgänger
Der Startschuss fällt 2014. Dann wird die Bahn einen heute noch genutzten, drei Kilometer langen Gleisarm am Rand des Geländes verlegen. Damit wird der Weg frei, um das Adlershofer Straßennetz auf das Gelände auszudehnen. Geplant ist auch eine neue Brücke für Radfahrer und Fußgänger über die Gleise und die B96a. Sie soll den Landschaftspark Johannisthal über dessen östlichen Arm mit den Wäldern der Köllnischen Heide verbinden.
Ehe die Bautrupps anrücken, musste indes erst eine Unterkunft spezieller Art gefunden werden. Auch für Heidelerchen ist der Wohnungsmarkt eng in Berlin. Ausweichquartiere für die Singvögel und andere Arten der Trockenrasen- und Offenlandschaften sind rar. Im brandenburgischen Fredersdorf fand die Bahn schließlich ein Gelände: groß genug, langfristig verfügbar und mit vergleichbaren Biotopqualitäten. Als Ausgleich wird es nun dauerhaft Flora und Fauna zur Verfügung stehen.
Von Louis Back für Adlershof Special