Vom Gründer zum Entrepreneur
Interview mit CHIC-Leiter Lars Hansen
Fast 60 Start-ups nennen das Charlottenburger Innovations-Centrum CHIC heute ihr Zuhause. Der Gebäudekomplex nahe dem Ernst-Reuter-Platz ist Teil des Zukunftsortes Berlin Campus Charlottenburg, einem der größten innerstädtischen Universitätsareale Europas. Was die vorwiegend im Technologiebereich sowie im IT-Sektor tätigen Gründer ins CHIC zieht und warum die Mietflächen nicht ausreichen, weiß Zentrumsleiter Lars Hansen von der WISTA Management GmbH zu berichten.
Seit wann gibt es das CHIC?
Lars Hansen: 2011 sind die ersten 20 Firmen in einen Seitenflügel des CHIC in der Marie-Elisabeth-Lüders-Straße eingezogen. Parallel dazu wurde das Herzstück des Innovationszentrums – das denkmalgeschützte sechsstöckige Gebäude in der Bismarckstraße 10-12 – komplett saniert. Offizielle CHIC-Eröffnung war dann 2015.
Wer sind die Gründer und woher kommen sie?
Überwiegend sind es Uni-Spin-offs, hauptsächlich Absolventen der benachbarten Technischen Universität Berlin. Aber natürlich ziehen die Berliner Innenstadtlage und die geförderten Mietpreise ab 8,80 Euro pro Quadratmeter Gründer aus allen Ecken Deutschlands an. Unser Fokus liegt klar auf technologieorientierten Unternehmen und Softwareentwicklern.
Was bieten Sie den Gründern neben der Bürofläche?
Raum, um flexibel zu wachsen. Wir haben Teams, die mit einem Büro angefangen haben und jährlich erweitern. Die R3 Reliable Realtime Radio Communications GmbH, die Funkkommunikationslösungen für die Industrie entwickelt, ist so ein Beispiel: gestartet 2016 auf 57 Quadratmetern, heute sind es 235 Quadratmeter. Außerdem profitieren die Start-ups von der Nutzung der gemeinsamen Infrastruktur wie Empfang, Besprechungsräume, Telefon- und Postservice. Meine Tür steht allen Mietern offen. Egal, ob es um Förderanträge, Kooperationspartner bei Hochschulen und Verbänden oder Finanzierungsfragen geht, mit unserer Erfahrung und unserem Netzwerk unterstützen wir die Teams. Ein ganz wichtiges Entscheidungskriterium, CHIC-Mieter zu werden, ist das tolle Umfeld mit zwei der renommiertesten deutschen Unis, eine Hochschule, die Physikalisch-Technische Bundesanstalt Berlin, Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft und großen Unternehmen.
Reichen die Flächen aus, um den Gründerbedarf zu decken?
Nein. Das CHIC ist komplett vermietet. Die Nachfrage ist weitaus höher als die Fläche, die wir anbieten können.
Ist ein CHIC Nummer 2 geplant?
Wünschen würde ich es mir, aber es gibt momentan kein Gebäude oder Grundstück in der Umgebung, das dafür in Frage käme. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge haben wir darum auch die Auszüge unserer ersten Teams begleitet, die den Gründerförderzeitraum von acht Jahren voll ausgenutzt haben. Es tut gut zu sehen, dass die Firmen flügge geworden sind und wir dadurch wieder Räume für neue Gründer haben. Noch besser wäre es gewesen, wenn wir für unsere Alumni förderfreie Flächen in der Nähe hätten bereitstellen können.
Start-ups, die aufgekauft oder anteilsmäßig verkauft werden, müssen ebenfalls ausziehen. Wen betraf das zuletzt?
Ja, auch diese Erfolgsstorys bringen Bewegung ins CHIC. Erst vor zwei Monaten ist das Start-up Cassantec vom Technologiekonzern ABB, der in mehr als 100 Ländern tätig ist und 147.000 Mitarbeiter hat, aufgekauft wurden. Cassantec ist darauf spezialisiert, Störungen von Industrieanlagen vorauszuberechnen. Ein weiterer Verkauf war die Pyramics UG. Der Hardware- und Datenlieferant für die Marktforschung wurde von der Hella Aglaia Mobile Vision GmbH, einem Entwickler intelligenter Bildverarbeitungslösungen, übernommen. Ich kann die Liste fortsetzen, etwa mit der Beneto Software GmbH, die von der Dampsoft GmbH übernommen wurde. Firmengegenstand ist die Entwicklung von Zahnarztsoftware.
Das Interview führte Sylvia Nitschke für Potenzial – Das WISTA-Magazin
Charlottenburger Innovations-Centrum – CHIC
Fläche: 5.500 m²
Bismarckstraße 10 –12, 10625 Berlin
Betreiber: WISTA Management GmbH
Leiter: Lars Hansen
Telefon: +49 30 590083-0
E-Mail: hansen(at)wista.de
charlottenburg.wista.de