WISTA-MANAGEMENT GMBH verstärkt Serviceorientierung
Geschäftsführer Roland Sillmann im Gespräch
Seit 1. Januar ist Roland Sillmann Geschäftsführer der WISTA-MANAGEMENT GMBH. Bereits im Sommer letzten Jahres stieg er hier ein als Co-Geschäftsführer neben Hardy Schmitz, der nun im Ruhestand ist. Ein „Neuer“ im Adlershofer Technologiepark ist Sillmann allerdings nicht, seit drei Jahren managt er die Geschicke der Adlershofer Gründerzentren IGZ und OWZ. Im Interview erläutert er seine Pläne für die Wissenschaftsstadt Adlershof und die weiteren Projekte in Berlin.
Wo steht Adlershof heute?
Roland Sillmann: Wir sind der erfolgreichste Hochtechnologiestandort Deutschlands. Ganz frisch liegen die Ergebnisse unserer jährlichen Standortumfrage auf dem Tisch. Rund 16.000 Menschen arbeiten in der Wissenschaftsstadt Adlershof. Dazu kommen über 6.500 Studenten an den Instituten der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Umsätze, Haushalts- und Fördermittel lagen mit 1,887 Mrd. Euro um 3,4 % über denen des Vorjahres. Wir haben in Adlershof einen Status erreicht, der uns in eine neue Phase treten lässt. Die Ansiedlungen von Trumpf Lasertechnik und Würth Elektronik eiSos im letzten Jahr beweisen es: Der Standort ist interessant für Mittelständler. Die Wachstumskurve wollen wir mit neuen Ansiedlungen wie diesen halten. Die LOPTEK Glasfaserbearbeitungs- und Verwaltungs GmbH kommt nach Adlershof, das Landeslabor Berlin-Brandenburg bündelt an der Rudower Chaussee seine Analytikkompetenzen.
Wird es Veränderungen im Technologiepark geben?
Wir haben uns eine verstärkte Serviceorientierung auf die Fahnen geschrieben. Das betrifft alle Entwicklungsstadien der hiesigen Unternehmen – von den Gründern bis zu den Standortpionieren. Das zieht auch organisatorische Änderungen nach sich. Die für die Gründerzentren verantwortliche IZBM GmbH, bisher Tochtergesellschaft der WISTA, ist jetzt an Bord des Mutterschiffs.
Wie sieht die Serviceorientierung konkret aus?
Ein Beispiel ist unser neuer Adlershof Accelerator, mit dem wir Start-ups beim Markteinstieg unterstützen. Davon profitieren Gründer aus dem Energiesektor sowie überlappender Dienstleistungen wie z. B. Big Data und ITK-Anwendungen. Von den 24 Bewerbern haben schließlich sechs bis acht Gründerteams die Chance, gemeinsam mit erfahrenen Unternehmern ihre Geschäftsideen umzusetzen. Ein anderes Thema, für das wir Unternehmer sensibilisieren wollen, ist die Nachfolgeregelung.
... weil die Standortpioniere in die Jahre kommen?
Der Technologiepark Adlershof ist jetzt 25 Jahre alt. Die ersten Unternehmen hier wurden nicht von Uniabsolventen, sondern von gestandenen Wissenschaftlern der Akademie der Wissenschaften der DDR gegründet. Das heißt nicht, dass man mit dem Eintritt ins Rentenalter auch sofort als Unternehmer aufhören soll. Aber mit dem Thema Unternehmensnachfolge sollte man sich bereits vorher beschäftigt haben. Aus einer Statistik der DIHK geht hervor, dass 50 Prozent der Firmen, bei denen eine Unternehmensnachfolge ansteht, zu spät mit der Suche eines geeigneten Kandidaten anfangen. Andererseits finden 50 Prozent der Unternehmer, die eine Firma suchen, in die sie einsteigen können, nichts Passendes. Hier wollen wir beim Matchmaking unterstützen.
In der Wirtschaft sind Sie gut verdrahtet. Wie nah ist Ihnen die Forschung?
Ich habe selbst fünf Jahre geforscht, am Institut für Solarenergieforschung in Hameln. Von daher schaue ich nicht nur auf Wachstumszahlen, sondern weiß, wie entscheidend Entwicklung und Innovationen sind. Die Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sind das Aushängeschild für Adlershof. Das soll nicht nur so bleiben, sondern wir intensivieren unsere Aktivität im Bereich Analytic City Adlershof, arbeiten in Kooperation mit der Humboldt-Universität am Aufbau des Netzwerks Advanced Materials mit und werden gemeinsam mit den wissenschaftlichen Standortpartnern das Thema Digitalisierung des Mittelstandes angehen.
Wie geht es mit dem Engagement außerhalb Adlershofs weiter?
Unser Charlottenburger Innovationszentrum „CHIC“ kommt gut an. Die Auslastung liegt bei knapp 90 Prozent. Zwei Firmen sind bereits so gewachsen, dass sie den Inkubator nicht mehr brauchen und auf eigenen Beinen stehen wollen. Die Suche nach geeigneten Anschlussflächen für die Gründer gestaltet sich in Charlottenburg allerdings schwieriger als in Adlershof. Beim FUBIC – das ist das Technologie- und Gründungszentrum Südwest – gehen wir in die zweite Phase der Planung. Die frühzeitige öffentliche Bürgerbeteiligung ist dort einspruchsfrei abgeschlossen. Was die Nachnutzung des Flughafens Tegels betrifft: Die Tegel Projekt GmbH stellt konsequent die Weichen für den Umbau zum Technologiepark.
Das sind viele Projekte. Wo holen Sie sich Inspiration?
Oft aus Büchern. Die einstündige Autofahrt zur Arbeit verkürze ich mir mit Hörbüchern. Aktuell höre ich den Schwarzen Schwan von Nassim Nicholas Taleb. Der bezeichnet wesentliche Entdeckungen, geschichtliche Ereignisse und künstlerische Errungenschaften als schwarze Schwäne; es geht quasi um Sachen, die nicht planbar sind.
Welche Eigenschaften sind Ihnen wichtig?
Leidenschaft und Gelassenheit. Man sollte für eine Sache brennen können, aber nicht versuchen, mit dem ‚Kopf durch die Wand‘ zu gehen.
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Mit der Familie und beim Sport. Ich koche gern. Drei- bis fünfmal die Woche gehe ich joggen. So bekommt unser ein Jahr alter Labrador auch gleich Auslauf. Außerdem trainiere ich die Fußballmannschaft, in der einer meiner Söhne spielt.
Fußball liegt Ihnen am Herzen, daher wollen Sie auch den Nachwuchs vom 1. FC Union unterstützen?
Ja, wir sind mit der Sportschule des Vereins im Gespräch. Nur die wenigsten Jugendlichen schaffen es zum Profispieler, eine Ausbildung ist daher ganz wichtig. Der Nachwuchs bringt Eigenschaften wie etwa Teamgefüge und Leistungsorientierung mit, die auch im Berufsleben elementar sind. Vielleicht ist das genau der Nachwuchs, den Unternehmen vom Standort, die Praktika und Ausbildungsplätze anbieten, suchen.