Zehn Jahre Pensatech Pharma in Adlershof
Hier werden aus Wirkstoffen Arzneimittel
In den Laboren der Pensatech Pharma GmbH laufen die Apparate auf Hochtouren. Der Dienstleister für die pharmazeutische Industrie entwickelt und testet Arzneiformen, die Wirkstoffe überhaupt erst für Menschen und Tiere verfügbar machen. Und in der gewünschten Menge und Geschwindigkeit zu seinem Wirkort bringen. Im August feiert das Unternehmen sein zehnjähriges Bestehen. Inzwischen kommen Kunden aus aller Welt, von ganz kleinen Firmen bis hin zu den größten globalen Pharmakonzernen – meist mit herausfordernden Projekten.
Pensatech ist ein Spin-off der Freien Universität Berlin. Zuerst in Steglitz ansässig, suchte die Firma zusätzliche Kapazitäten und kam 2015 nach Adlershof. Geschäftsführer Roland Bodmeier: „Hier waren genau die Labore mit Ausstattung vorhanden, die wir brauchten.“
Und so erforscht, entwickelt und analysiert das Unternehmen insbesondere Retard- (verzögernd wirkende) und Depot-Arzneimittel zur oralen Einnahme oder zur parenteralen (darmumgehend) Injektion. Auch die Verbesserung der Bioverfügbarkeit ist oft ein Thema, denn ein Arzneistoff kann nur resorbiert werden, wenn er in gelöster Form vorliegt. „Wir haben unter anderem Technologien“, so Bodmeier, „um die Auflösungsgeschwindigkeit von Arzneistoffen im Magen-Darm-Trakt zu verbessern.“ Eine Verkleinerung der Teilchengröße von schwerlöslichen Substanzen in den Mikro- oder sogar Nanometerbereich, die Einarbeitung in wasserlösliche Trägersubstanzen, verschiedene Lösungsvermittler oder eine geschickte Salzbildung steuern die Auflösung und können damit die Aufnahme von Arzneistoffen in den Organismus während der Darmpassage beschleunigen.
Bei Injektionen wiederum wird häufig an Depotformen gearbeitet, damit Arzneistoffe nicht täglich injiziert werden müssen. Depotformen beruhen dabei zum Beispiel auf Polymilchsäure und/oder -glykolsäure, die rückstandsfrei im Körper ab gebaut werden und deshalb zu den bioabbaubaren Polymeren zählen. Mit ihnen werden Wirkstoffe zum Beispiel in kleinste Mikropartikel von 20 bis 50 Mikrometer Größe verkapselt, die dann subkutan (unter die Haut) oder intramuskulär verabreicht werden. Immer häufiger nachgefragt werden Entwicklungen von bio- abbaubaren Implantaten. Diese arznei stoffbeladenen „Stäbchen“ werden Patienten durch kleine Hohlnadeln injiziert und setzen den Wirkstoff dann lokal über ein bis sechs Monate frei – je nach Anwendung. Heute wird das schon praktiziert, und zwar bei verschiedenen Krebsarten, Hormonersatztherapien, entzündlichen sowie psychischen Erkrankungen. Dabei sind auch lokale Darreichungen möglich. Selbst ins Auge können solche Implantate gesetzt werden, um zum Beispiel die Makuladegeneration aufzuhalten.
Die Expertise im Formulierungsbereich von Arzneimitteln ist immer verknüpft mit Überlegungen zur industriellen Umsetzung der Prozesse. Basierend auf langjährigen Erfahrungen und der Verwendung skalierbarer Methoden und Anlagen lassen sich Transfers solcher Herstellprozesse darstellen.
Letztlich sorgt auch eine hohe Qualität der analytischen Untersuchungen, die bei Pensatech Pharma unter der „Guten Herstellpraxis“ (GMP – Good Manufacturing Practice) erfolgen und die Freigabe von Fertigarzneimitteln für den europäischen Markt erlaubt, für die langjährige Beständigkeit der Firma.
Derzeit sorgen zehn Mitarbeitende, Pharmazeut:innen und chemisch-technische Laborant:innen, für die Umsetzung der Projekte. In Zukunft werden noch mehr Arbeitskräfte gebraucht. „Gute Leute, die gerne wissenschaftlich arbeiten und anpacken können, sind gern bei uns gesehen“, sagt Martin Körber, Direktor Forschung & Entwicklung und Leiter der Qualitätskontrolle.
Zum zehnjährigen und mit der Erfahrung im Bereich GMP-Analytik will das aufstrebende Unternehmen nun auch in den Arzneimittel-Herstellungsbereich für Klinikmuster vorstoßen und sucht nach weiteren Räumlichkeiten in Adlershof.
Kathrin Reisinger für Adlershof Journal