Zu Hause in der Welt der Daten
Im Gespräch mit Susann Niemeyer
Eigentlich wollte sie Chemikerin werden wie ihr Vater und ihr Großvater. Doch weil sie an der Universität in Greifswald zu DDR-Zeiten dafür keinen Studienplatz ergattern konnte, ist sie in der Informationstechnik gelandet. Seitdem stillt Susann Niemeyer ihren Datenhunger, indem sie IT- und Medienunternehmen nach Adlershof lockt. Sie schaut als Datenschutzbeauftragte des Technologieparkbetreibers WISTA genau hin, wenn es um sichere Daten geht. Trotz großartiger Möglichkeiten rät sie zu einem bewussteren Umgang mit den eigenen Daten. Ganz analog dagegen ist sie täglich mit ihrem Hund in Berliner und Brandenburger Naturschutzgebieten unterwegs.
Seit wann arbeiten Sie in Adlershof?
Die erste Etappe war 1989 am damaligen Institut für Informatik und Rechentechnik als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Zwei Jahre später wechselte ich zum Standortbetreiber Entwicklungsgesellschaft Adlershof, heute WISTA. Seitdem betreue ich dort das Cluster IT und Medien.
Was sind Ihre Aufgaben?
Ich manage die drei Adlershofer Technologiezentren für IT und Medien, kurz ZIM. Im Vordergrund stehen die Akquisition neuer Unternehmen, die Firmenbetreuung und die Netzwerkarbeit. Sie sind auch die Datenschutzbeauftragte der WISTA. Was verbirgt sich dahinter? Datenschutzbeauftragte sind in vielen Unternehmen, die personengebundene Daten erfassen und verarbeiten, Pflicht. Fragen sind: Wie, wo und wie lange werden diese Daten gespeichert, wofür sollen die Daten verwendet werden, wer ist verantwortlich dafür, was ist bei einer Datenpanne zu tun? All diese Fragen werden für jeden Vorgang beantwortet und in Verfahrensverzeichnissen dokumentiert. Ab Mai gilt eine neue Datenschutzgrundverordnung.
Ist die WISTA darauf vorbereitet?
Ja, daran arbeiten wir. Neu ist es etwa, elektronische Geräte und Anwendungen datenschutzfreundlich voreinzustellen, eine verstärkte Einbindung des Berliner Datenschutzbeauftragten oder die Störfallmeldepflicht. Als Service für die Adlershofer Firmen wird es im ersten Quartal dieses Jahres eine Schulung zur neuen Datenschutzverordnung geben.
Die Digitalisierung ist für Sie Segen oder Fluch?
Sie ist längst schon da. In der Wirtschaft und im Privaten. Ich möchte auf viele Vorteile nicht verzichten. Insgesamt überwiegen für mich die positiven Aspekte der Digitalisierung vom schnelleren Zugang zu Informationen, der automatisierten Übernahme von Routinen, dem Navigator, der Möglichkeit, Behördengänge, Einkäufe, Schulungen online zu erledigen. Wichtig ist, so viele Menschen wie möglich auf diesem Weg mitzunehmen.
Wie oft sind Sie auf Facebook, Twitter & Co unterwegs?
Eher selten.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Mit meinem English Cocker Spaniel gehe ich nicht nur täglich mehrere Kilometer durch Berliner und Brandenburger Naturschutzgebiete, sondern auch wöchentlich zum Agility-Hundesport. Das ist ein spezieller Hindernisparcours. Wassersport liebe ich auch. Seit Jugendtagen war ich aktiv im Segeln. Doch damit ist jetzt erstmal Schluss. Auch weil wir uns ein Wohnmobil gekauft haben, mit dem wir durch Europa touren. Das Segelboot haben mein Mann und ich vergangenes Jahr gegen ein Paddelboot eingetauscht. Jetzt sind wir auf vielen kleineren Gewässern unterwegs. Da ist die Natur viel näher als beim Segeln.
Wann haben Sie zuletzt etwas Neues gemacht?
Das war im vergangenen Jahr der Umbau der ehemaligen Großkantine in der Rudower Chaussee 17 zu einem Coworking Space. Diese Büroform gab es bisher nicht im Technologiepark Adlershof. Wir haben eine Tour durch die Coworking-Flächen in Berlin gemacht und dann ein Konzept für uns erarbeitet. Ich freue mich, dass inzwischen Mieter wie Tino Jacobi dort neue Ideen entwickeln. Ich kenne Tino aus meiner Jurorentätigkeit bei „Jugend forscht”, wo er schon mehrfach teilgenommen hat. Jetzt studiert er IT an der Berliner Humboldt-Universität und hat eine Firma, die per 3D-Druck Manschetten und Orthesen für Tiere herstellt.
Wovor haben Sie Angst?
Krankheiten wie Alzheimer und Pflegebedürftigkeit.
Haben Sie einen Traum?
Ich habe als Kind in der Jugendkantorei Bohnsdorf Flöte gespielt. Ich würde gern Saxofon spielen lernen.
Das Inteview führte Sylvia Nitschke für Adlershof Journal
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