„Zu staunen gibt es genug“
Das Medienstudio Tandem erzählt Wissenschaft fürs Fernsehen
Unsere Sonne stirbt. Die Menschheit steht vor dem Aussterben. Unsere Mission lautet: die Sonne wieder zu entzünden... und das machen wir, weil dieser Stern stirbt. Und wenn er stirbt, sterben wir, dann stirbt alles ..." Die düstere Szene stammt aus dem Spielfilm „Sunshine“ – und sie ist Teil des Manuskriptes des Beitrages „Im Bann der Sonne“ für das Wissenschaftsmagazin Ozon. Autor Roger Zepp erhielt dafür den nano-Filmpreis in der Kategorie „Bestes Erklärstück“. Produziert hat den Beitrag das Medienstudio Tandem aus Adlershof.
Mit der Auszeichnung rückt der diplomierte Jurist Peter Näther, Geschäftsführer des Medienstudios, erst ganz zum Schluss des Gespräches heraus. Generell ist ihm die Interviewsituation fast unangenehm. Denn eigentlich stellt das Medienstudio die Fragen. Zudem sieht Näther sich eher als „unwichtige Person“, als Mann im Hintergrund. Die „Orga“ für die Künstler, das wäre seine Aufgabe. Was sich trocken wie ein juristisches Urteil liest, ist für Näther dennoch der Traumjob. 1992 hat er mit einem Partner seine Firma gegründet, ein Zufall – und Schicksal, wie er sagt. Wichtig seien die Personen, von denen die Beiträge handeln. Auch nach 16 Jahren ist er noch immer fasziniert von den Menschen, die er durch seine Arbeit trifft, von deren meist unvorstellbaren Leistungen und oft auch von deren Bescheidenheit. Da geht es um den Kosmonauten Sigmund Jähn und den ersten deutschen Raumflug, der sich just zum 30. Male jährt, um junge Studenten aus Braunschweig, die autonome Roboter entwickeln oder „Bodenschlammräumer“ aus Hessen, die mit einem neuen Verfahren Gewässer entschlammen. Oft entdecken Näther und sein Team ihre Geschichten direkt vor der Tür, wie für den Beitrag über drei Generationen von Laserforschern, die im Technologiepark Adlershof arbeiten. „Zu staunen gibt es genug“, sagt Näther. Vor einigen Jahren filmte Tandem für einen Beitrag in Bremen, im „Columbus Space Lab“ der Europäischen Raumfahrtbehörde. Heute fliegt das Laboratotium im All um die Erde: Momente, an die sich der Jurist immer noch mit glänzenden Augen erinnert.
Auftragsproduzent für OZON
Angefangen hat alles mit einem Verbrauchermagazin und Kochsendungen, die zusammen mit Krankenkassen und dem Institut für Ernährung in Potsdam entstanden. Über die Jahre hat sich das Unternehmen mehr und mehr auf Wissenschaftsbeiträge spezialisiert. Es ist Auftragsproduzent für OZON, das Umwelt- und Wissenschaftsmagazin des Rundfunk Berlin-Brandenburg.
Themen lebendig umsetzen
Von der Idee bis zum fertigen Film ist es ein langer Weg. „Themen“, sagt Näther „gibt es wie Sand am Meer.“ Manchmal reiche es, die Zeitung zu lesen, um etwas Interessantes zu finden. Zuhören sei wichtig und oft auch das gezielte „Suchen und Stochern“. Man muss nur wachsam sein. Entstanden sind über die Jahre unzählige Beiträge im Spannungsfeld zwischen Wirtschaft und Populärwissenschaft. Kein einfaches Terrain, wie Näther immer wieder feststellt, schließlich muss man dem Wissenschaftler und dem Zuschauer – in der Regel kein Wissenschaftler – gerecht werden. Besonders wichtig ist daher zum einen der Autor des Beitrages, der immer wieder nachfragt und recherchiert und die gesammelten Informationen verständlich macht. „Oft ist es ein regelrechter Kampf um Formulierungen, ein Ackern mit den Wissenschaftlern“, sagt Peter Näther. Genauso wichtig sind die Kameraleute und Cutter und deren Ideen für die Bildgestaltung. Es ist wichtig, früh zu entscheiden, wie ein Thema bildlich – also lebendig – umgesetzt werden kann, ob die vorhandenen Bilder die Informationen und damit den Film tragen. Manchmal führt die Bildersuche zu scheinbar kuriosen Kombinationen. Doch im Jahr der Mathematik und der Fußball-Europameisterschaft war es fast logisch, den Ball Pythagoras zuzuspielen. Geschehen für den Film „Die Mathematik des Fußballs“ von Autor Roger Zepp, der unter anderem die Frage klärt, wie ein Ball rund sein kann, wenn er doch aus eckigen Lederflicken besteht. Auch die Dreharbeiten gestalten sich nicht selten schwierig. Für einen fünf- bis siebenminütigen Film dauern sie bis zu drei Tagen. Hinzu kommt, dass mit mehreren Kameras gedreht wird. Viele Unternehmen sind überrascht, wie aufwendig die ganze Aktion wird. Peter Näther ist oft bei den Dreharbeiten dabei. „Man muss immer ein wenig mehr drehen, damit dann auch das Filetstück dabei ist.“
Und wie tief gräbt er sich für in ein Thema ein? So tief wie nötig, sagt er, der Autor steckt viel tiefer drin. Manchmal gelingt es fast gar nicht. Wie beim Beitrag über die Stringtheorie, einer Sammlung hypothetischer physikalischer Modelle, die Gravitation und Quantenfeldtheorie zusammenführen will. „Da fehlt dann doch noch eine Windung im Gehirn“ scherzt Näther.
Und mit der Sonne, kann Autor Zepp uns mit seinem Manuskript beruhigen, ist alles in Ordnung. Sie wird sterben, aber nicht so schnell wie im Kino.
Nächste Sendetermine:
Immer Montags ab 22.05 Uhr sendet der rbb zu Themen aus Wissenschaft und Forschung. OZON wird 14-tägig ausgestrahlt. Die nächsten Sendungen mit TANDEM-Beiträgen laufen am 1. und 29. September.