Zukunft der Energie. Von Energieökonomin Prof. Dr. Claudia Kemfert
Wie wird die Zukunft der Energie aussehen? Werden wir wie früher bei Kerzenschein und ohne Strom und fließend warmes Wasser leben und uns mit dem Pferdewagen fortbewegen? Wohl kaum. So traurig auch so mancher Futurist und Visionär jedoch sein mag: Die Zukunft wird weder ausschließlich im Weltall im Raumschiff Enterprise stattfinden, noch werden wir von intelligenten Maschinen in Zuchtanlagen einer Matrix bestimmt. Keine Frage, der technologische Fortschritt hat im vergangenen Jahrhundert viel verändert, doch wird die Zukunft auf der Erde weit weniger spektakulär sein, als in mancher Science-Fiction erträumt.
Ähnlich wie vor fast 150 Jahren, als die Gesellschaft nach Erfindung der Dampfmaschine das Industriezeitalter einläutete, befinden wir uns an einem vergleichbaren Wendepunkt. Der Klimawandel schreitet unaufhörlich voran, da der Anteil der fossilen Energien an der Energieerzeugung immer weiter zunimmt. Fossile Energien, allen voran Öl, werden hingegen knapper und teurer. Kohle wird es zwar noch ausreichend geben, die Verbrennung verursacht jedoch klimagefährliche Treibhausgase. Wir benötigen somit eine klimaschonende, sichere und bezahlbare Energieversorgung, zudem innovative Antriebsstoffe und -techniken und nachhaltige Mobilitätskonzepte.
Deutschland kann diese Techniken erforschen und der Welt anbieten. Die Preise für fossile Energien werden in den nächsten Jahren stark steigen. Erneuerbare Energien sind sicherlich schon bald die preisgünstigere Alternative. Viele machen den Fehler, die Förderung der erneuerbaren Energien als reine Klimaschutzmaßnahme zu betrachten. Doch der Ausbau dieser heimischen Energieträger erhöht die Unabhängigkeit von Importen aus politisch instabilen Ländern und damit die Versorgungssicherheit, stärkt außerdem die Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.
Wer behauptet, es sei angesichts der vergleichsweise geringen durchschnittlichen Sonnenscheindauer Unsinn, in Deutschland Sonnenenergie zu fördern, verkennt, dass die erneuerbare Energie sich – auch aufgrund der zahlreichen Anwendungsbeispiele im Inland – international zum absoluten Exportschlager entwickelt hat. Bereits in den letzten zehn Jahren sind die Windkraftkosten um die Hälfte und die der Photovoltaik um ein Drittel gesenkt worden. Die Kosten erneuerbarer Energien werden durch Serienfertigung und technologische Optimierungen laufend günstiger, während die der traditionellen Energien steigen.
Die deutsche Wirtschaft kann wie keine andere von der Hochkonjunktur der grünen Branchen profitieren, wie mit dem Ausbau der Energieeffizienz, durch Energiespeicherung, intelligente Daten- und Energienetze, innovative Kraftwerkstechnologien und Antriebstechnologien. Sie kann aber auch in den klassischen Umweltschutzbranchen wie Müllverarbeitung, Recycling und Wasseraufbereitung weiterhin Weltmarktpotenziale ausbauen. Bis zu einer Million zusätzliche Arbeitsplätze sind in diesen Bereichen in den kommenden zehn Jahren möglich.
Der Weltmarkt boomt bereits. Und der Standort Adlershof hat klug die Weichen in die richtige Richtung gestellt. Adlershof zeigt bereits heute die gelungene Kombination von hochwertiger Forschung und moderner Wirtschaft. Nicht nur die Energieforschung ist – selbstverständlich – innovativ und richtungsweisend. Vor allem junge, dynamische Unternehmen im Bereich erneuerbare und zukunftsweisenden Energien bzw. grüne Technologien, Energiespeicherung sowie intelligente Netze „Made in Germany bzw. Adlershof“ sind global führend. Adlershof, ein bescheidenes „Green Technology Valley“, und das in Berlin – ganz ohne Raumanzüge.
Prof. Dr. Claudia Kemfert
Energieökonomin