Berlins bedeutendster Medienstandort
Adlershof überzeugt mit erstklassigen Produktionsbedingungen
Am 25. August und 8. September 2002 fiel der Adel des politischen Tagesjournalismus Deutschlands in Adlershof ein. Es war eine Premiere in der deutschen Mediengeschichte: Während des Bundestagswahlkampfs trafen erstmals ein deutscher Bundeskanzler und sein Herausforderer in einem Fernsehduell live aufeinander. Austragungsort auch aller folgenden Kanzler-TV-Duelle war das Studio B in Adlershof, heute Berlins bedeutendster Medienstandort.
Zahlreiche prominente Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Sport verfolgten das TV-Duell im benachbarten Studio G, einem der größten und modernsten Studios in Deutschland. Bei den Sendern hat es nach den Duellen einen „Aha“-Effekt gegeben. Alle Anwesenden haben gesagt, es hätte nicht besser laufen können. Selbst die Presse befand, „solche Bedingungen hatten wir noch nie“.
In Adlershof sind über Jahrzehnte zwei Vollprogramme produziert worden. Hier sind neben der politischen Berichterstattung hochklassige dramatische Produktionen entstanden, gab es eine beachtliche Kinderdramaturgie, Sportberichterstattung und Fernsehunterhaltung. Viele heutige Film- und Fernsehschaffende haben in Adlershof ihre ersten Schritte gemacht. Programme, die hier entstanden und entstehen, werden von allen Fernsehsendern in Deutschland ausgestrahlt.
Einer der Ersten, die damals kamen, war der Produzent Bernd Eichinger, der seinen Film „Resident Evil“ in den Adlershofer Studios gedreht hat. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte er, er habe in der ganzen Welt gearbeitet, aber noch nie unter so professionellen Bedingungen. Ihm gefolgt sind deutsche und ausländische TV- und Kinoproduktionen und Stars wie Charlize Theron oder Tom Hanks.
Heute ist die Media City in Adlershof ein pulsierender Ort. Hochmoderne, flexible Studios und eine kreative Szene, die sich drumherum gegründet hat, bieten beste Bedingungen. Produktionsstudios, Tonkünstler, Kulissenmaler, Filmcutter, Dekorationsbau- und Eventfirmen, Stuntteams, Technikanbieter, Maskenbildner oder Kostümausstatter haben sich hier etabliert und arbeiten oft eng zusammen.
Seit September 2008 sendet Anne Will live aus dem Studio D in Adlershof. Etwa 30 Orte wurden als mögliche Produktionsstandorte besichtigt, ehe die Entscheidung für das Studio in Adlershof fiel, wegen seiner Ausstattung mit neuester Fernsehtechnik, Equipment und hervorragendem Personal. Ihr gefolgt sind seitdem zahlreiche Talk- und Showproduktionen wie „hart aber fair“, „Let’s Dance“, „Das unglaubliche Quiz der Tiere“ und nicht zuletzt die Hit-Castingshow „The Voice of Germany“. Das Team des Studio Berlin-Adlershof ist für die Übertragung des FIFA-Weltbildes in den WM-Stadien verantwortlich. Ein Adlershofer Veteran ist inzwischen der Fernsehjournalist Ulrich Meyer, der 1992 seine Produktionsfirma META productions GmbH gründete, mit der er verschiedene Formate für SAT.1 herstellt. Am 4. Januar 1995 startete „Akte – Reporter decken auf“, die in den Adlershofer Studios produziert wird.
Adlershof ist auch eine Schatzkiste ganz anderer Art. Hier lagert das filmische Erbe der DEFA, dem volkseigenen Filmunternehmen der DDR. 30 Meter lang sind die Gänge, fast dreieinhalb Meter hoch die Regale. 850 Quadratmeter Filmgeschichte. „Die Olsenbande“ neben Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“, „Käuzchenkuhle“ neben „Solo Sunny“. Insgesamt 4.000 Kopien, 1.500 Spielfilme und 2.500 Trick- und Dokumentarfilme.
In einem anderen Keller steht der Berliner Fernsehturm gleich neben dem Kreml, nicht weit davon eine Tatra-Seilbahn, eine Raumkapsel, ein Hotelschiff. Insgesamt fast 250 verschiedene Transportmittel, auf denen ein Adlershofer Urgestein ins abendliche Wohnzimmer fliegt, fährt, reitet oder schwebt. Es sind Requisiten für den Sandmann, der sich als Koproduktion der drei Rundfunkanstalten rbb, MDR und NDR im gesamtdeutschen Fernsehen etabliert hat. Die Fernsehpuppe besuchte früher nicht nur Kinder der DDR, sondern verstreute ihren Sand in Lappland, Japan oder Ägypten. Und auch heute noch exportiert die Sandmann GmbH viele Folgen. Unter anderem nach Schweden.
„Bitte etwas berndiger!“, ist eine häufige Regieanweisung im Adlershofer Studio L. Was seltsam klingt, ist Fernsehgeschichte. Bernd – ein Kastenbrot mit Stummelarmen und Brötchenfüßen – ist seit dem Start im Jahr 2000 fast täglich auf Sendung und gibt in der Flimmerwelt des Gute-Laune-Terrors dem Zuschauer das Recht auf schlechte Laune wieder.
Von Rico Bigelmann für Adlershof Special