Big Data – was nun?
Die Bewältigung der Datenflut – ein Thema beim Adlershofer Forschungsforum
Wachsende Datenmengen und ein rasanter Wandel bei den Informationstechnologien stellen auch die Technologieunternehmen am Standort Adlershof vor Herausforderungen. Formate wie das Adlershofer Forschungsforum bringen Firmen und Forscher zusammen – auch um in der Welt von „Big Data“ gemeinsam voranzukommen.
Am 11.11. um 11:11 Uhr geht es im Erwin Schrödinger-Zentrum in Adlershof fast karnevalesk zu, wenn sich Wissenschaftler und Unternehmer zur Pfannkuchenpause auf dem Adlershofer Forschungsforum (AFF) versammeln. Ansonsten hat das Stelldichein am Rande Berlins mit dem närrischen Treiben zum Karnevalsauftakt an Rhein und Main wenig gemein. Es geht ums Netzwerken: „In Adlershof ist so viel Kompetenz versammelt, wir wollen eine Plattform für den wissenschaftlichen Austausch bieten“, sagt Petra Franz, Referentin für Adlershof beim Vizepräsidenten der Humboldt-Universität zu Berlin (HU). Workshops, Vorträge und Postersessions zu Themen wie Solarenergie, Hybridmateralien oder Urbane Systeme bietet die seit 2013 von der HU und der Initiativgemeinschaft Außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in Adlershof gemeinsam veranstaltete Standortkonferenz.
„Wir wollen animieren, auch mal über den Tellerrand zu blicken und zu sehen, was andere so machen“, sagt Franz. Im Idealfall sollen so neue Kooperationen entstehen. Im vergangenen November wurden insgesamt etwa 80 Gäste angelockt von einem Thema, das derzeit Politik und Wirtschaft gleichermaßen beschäftigt: Wie soll man im Zeitalter leistungsstarker Computer umgehen mit den Datenmassen, die etwa in der Mobilkommunikation, bei physikalischen Messungen, Genomanalysen oder der Betrachtung von Verkehrsströmen anfallen?
„Manche Firmen sammeln Daten, wissen damit aber letztlich nichts anzufangen“, sagt Johann-Christoph Freytag. In seinem Kurzreferat „Big Data – was nun?“ gab der HU-Informatik-Professor und Experte für Datenbanksysteme auf dem Forschungsforum einen Einblick in die Herausforderungen: Aus unterschiedlichen Quellen stammende Datensätze müssen vergleichbar gemacht, analysiert und gespeichert werden. Gerade kleinere Firmen können sich aber oft nicht leisten, die nötigen Experten zu beschäftigen. Schnelle Rechner sind heutzutage erschwinglich, auch Dienste wie Data Warehousing oder Clouds stehen bereit. Doch das Know-how fehle an vielen Stellen, sagt Freytag: „Wir haben kein Hardware-, wir haben ein Software- und Bedienungsproblem.“
Freytag hofft, dass seine Absolventen die Wissenslücken schließen helfen. „Es werden Firmen entstehen, die Datenanalysen für konkrete Zwecke anbieten.“ Der Informatiker wünscht sich engere Kontakte zu Adlershofer Unternehmen: Von der gemeinsamen Arbeit an Fragestellungen zur großen Datenflut könnten – so seine Hoffnung – Praxis und Forschung gleichermaßen profitieren. Erfolgreiche Kooperationen existieren beispielsweise bereits zur Adlershofer Firma ICE Gateway. Diese will öffentliche Laternen zu Datenknotenpunkten umbauen, die auch Informationen über freiwerdende Parkplätze oder die Verkehrsdichte übermitteln.
Neben dem Mehrwert, den Big Data für unternehmerische Vorhaben produziert, will der Forscher Freytag aber den Schutz der Privatsphäre nicht vernachlässigen. „Durch Big Data gibt es schon deutlich mehr Möglichkeiten, etwas über Einzelne zu erfahren“, sagt er. Für seine Studenten bietet er seit Jahren Vorlesungen dazu an. „Ich glaube, dass die jungen Leute diese Sensibilität auch lernen müssen.“
Von Claudia Wessling für Adlershof Special
www.igafa.de/veranstaltungen/adlershofer-forschungsforum-2/
www.dbis.informatik.hu-berlin.de