Drahtlos sicher
GFaI und lesswire entwickeln energieautarke Komponenten für die Haustechnik
Vor allem für ältere und hilfsbedürftige Menschen bieten technische Lösungen des Ambient Assisted Living (AAL) Hilfe und Sicherheit. An der Entwicklung solcher Systeme sind Adlershofer Unternehmen führend beteiligt.
Auf den ersten Blick glaubt man, einen ganz normalen Lichtschalter zu sehen. Nur – wie soll das gehen, wo der Schalter doch an einer Glastür befestigt ist und unmöglich mit einem Stromkabel verbunden sein kann? Die Antwort: Es ist ein energieautarker Sensor, der drahtlos ein Funksignal ausstrahlt. Der Receiver der Glühlampe decodiert dieses Signal – und schon ist es hell.
Den Sensor führt Alfred Iwainsky, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik (GFaI), in der Musterwohnung AMINA im Sunpark Neukölln vor. In diesem Seniorenwohnheim des Evangelischen Johannesstifts zeigt die GFaI zusammen mit Kooperationspartnern, welche Möglichkeiten in energieautarken Komponenten für die Haustechnik stecken. Dabei geht es nicht um technische Spielereien, sondern darum, vor allem älteren Menschen das Wohnen angenehmer und sicherer zu machen.
Eine solche Komponente – sie sieht aus wie ein kleines Kästchen – ist beispielsweise am Fenster angebracht. Wenn der Bewohner das Fenster öffnet, wird ein Signal an den Heizkörper ausgesandt, so dass er automatisch auf die niedrigste Stufe heruntergefahren wird. Gleichzeitig erscheint auf einem Monitor die Nachricht, dass das Wohnzimmerfenster offen ist. Falls sich daran auffällig lange nichts ändern sollte, weiß das Betreuungspersonal, dass es nach dem Rechten schauen sollte.
Fachleute bezeichnen solche Systeme als Ambient Assisted Living (AAL). „Der große Vorteil unserer Lösung ist, dass man keine Kabel legen muss und die Einstellungen über die Software programmieren kann“, erläutert Alfred Iwainsky. So lässt sich zum Beispiel mit einem Klick auf das Glühlampensymbol auf dem Monitor das Licht anknipsen. Und wenn der Bewohner nachts auf die Toilette muss, so kann er mit einem mobilen Gerät die bodentiefe Beleuchtung einschalten, die den Weg ins Bad weist. Ebenfalls drahtlos kann der Pfleger das Wasser bereits dann in die Badewanne einlaufen lassen, wenn er noch anderweitig beschäftigt ist.
An drahtlosen Lösungen für mehr Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz im häuslichen Umfeld arbeitet auch die Firma lesswire, die wie die GFaI in Adlershof sitzt. Dafür hat lesswire ein 80 mal 135 Millimeter kleines Kästchen namens HWC Open Wireless Platform entwickelt. „Das ist eine Plattform, die die verschiedenen Funk- und Kommunikationstechniken wie KNX-RF, Wireless M-Bus, WLAN und Bluetooth zusammenführt“, erklärt Ralph Meyfarth, Vorstand der lesswire AG.
Weil es sich um eine offene Plattform handelt, kann jeder Softwareentwickler die vom Kunden gewünschten Applikationen entwickeln. Dabei sind die Einsatzmöglichkeiten vielfältig – im Energiemanagement ebenso wie in der Hausautomatisierung und in der Medizintechnik.
Vor allem in der Pflege sieht der lesswire-Vorstand ein großes Potenzial: „Solche Lösungen sind viel günstiger als die Unterbringung im Pflegeheim.“ „Es braucht Zeit, bis solche innovativen Systeme den Markt durchdrungen haben“, sagt Meyfarth. „Aber sie werden sich durchsetzen.“ Davon ist auch GFaI-Chef Iwainsky überzeugt: „In zehn Jahren wird diese Technik überall Einzug gehalten haben.“
Von Christian Hunziker für Adlershof Special