Eine treibende Kraft
30 Jahre IGAFA, Initiativgemeinschaft Außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in Adlershof e. V.
Ihr Name ist Programm: Die Initiativgemeinschaft Außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in Adlershof e. V. – IGAFA war treibende Kraft beim Aufbau des Hochtechnologiestandorts. Am 11. August 2022 feiert sie ihren 30. Geburtstag. „Mit dem, was wir heute tun, sind wir politischer denn je“, sagt IGAFA-Sprecher Ulrich Panne.
1. Januar 1992: Ein Dutzend evaluierte Forschungseinrichtungen nimmt die Arbeit auf. Sie bilden den Kern einer „integrierten Landschaft aus Wirtschaft und Wissenschaft“, die in Berlin Adlershof, einst naturwissenschaftliches Forschungszentrum der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW), entstehen soll. Die Idee: Wissenschaft und Unternehmen entfesseln innovative Kräfte und geben der Berliner Wirtschaft neue Schubkraft.
Die Wirklichkeit sah anders aus: Zwei landeseigene Gesellschaften und drei Senatsverwaltungen erhoben Anspruch auf Zuständigkeit. Es herrschte lebhaftes „Durcheinander beim bürokratischen Verwaltungshandeln“, wie sich Ingolf Hertel, langjähriger IGAFA-Sprecher, erinnert. Auf seine Initiative hin gründeten die Institute am 11. August 1992 die Initiativgemeinschaft Außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in Adlershof (IGAFA). In einem dramatischen Appell forderten sie nicht nur die sichere Unterbringung ihrer Einrichtungen, sondern auch ein einheitliches Standortmanagement und den Aufbau der Infrastruktur.
Der Appell zeigte bei der Politik Wirkung. Die Institute wurden gesichert, die Infrastruktur saniert, und das Standortmanagement der WISTA Management GmbH übertragen. Adlershof mutierte zu einer modernen „Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien“.
1998 kam auch der Umzug der naturwissenschaftlichen Institute der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) in Gang. Die IGAFA hatte sich von Anfang dafür vehement engagiert. „Forschungseinrichtungen mit unterschiedlicher Trägerstruktur können nur als eingetragener Verein gemeinsam etwas bewegen“, erläutert Ursula Westphal, Geschäftsführerin der IGAFA. Aus diesem Grund folgten 1998 der Eintrag der Initiativgemeinschaft ins Vereinsregister und die Anerkennung der Gemeinnützigkeit. „So konnten wir den Betrieb unserer internationalen Begegnungszentren der Wissenschaft (IBZ) in Adlershof und Köpenick sowie die aus Beständen der AdW hervorgegangene Standortbibliothek Adlershof übernehmen.“ Die IBZ beherbergen seitdem jährlich bis zu 500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Hauptaufgabe der IGAFA ist die „Förderung von Wissenschaft und Forschung“. Ihr Wissenschaftsbüro organisiert jährlich rund 100 Veranstaltungen zur Förderung der Zusammenarbeit. Für den „Academic Lunch“ konnten zahlreiche prominente Referentinnen und Referenten gewonnen werden, darunter acht Nobelpreisträger. Seit 2002 vergeben HU, IGAFA und die WISTA jährlich den Dissertationspreis Adlershof. 2009 ging das „Ladies Network Adlershof (LaNA)“ mit dem Anspruch an den Start, „weibliche Karrieren langfristig und nachhaltig zu stärken“. Gemeinsam veranstalten IGAFA, HU und WISTA alle zwei Jahre die Standortkonferenz „Adlershofer Forschungsforum“.
Wie sieht die IGAFA ihre Zukunft? Im Jahr 2020 zählte sie zu den Mitbegründern des Verbundes „BR 50“ („Berlin Research 50“). Diesem Verbund gehören fast alle außeruniversitären Institute und Zentren im Berliner Raum an. „Mit unserem Engagement für BR 50 können wir über die Grenzen von Adlershof hinaus auf die Vernetzung der Berliner Wissenschaft einwirken“, sagt Ulrich Panne. Dies geschehe ganz im Sinne der „Berlin University Alliance“, die sich die Bearbeitung globaler Herausforderungen („Grand Challenges“) vorgenommen hat. „Diese sind sehr komplex“, sagt Panne, „neue Technologien allein genügen zur Lösung nicht.“ Vielmehr bedarf es interdisziplinärer Forschung. Und diese braucht „einen passenden Ort“. Insofern unterstützt die IGAFA das Vorhaben, in Adlershof ein „Grand Challenges Zentrum“ zu errichten.
Wie politisch ist die IGAFA heute? Ulrich Pannes Antwort ist deutlich: „Vor allem jetzt, in ,postfaktischen‘ Zeiten, kommt es darauf an zu zeigen, welchen Nutzen Wissenschaft für die Gesellschaft bringen kann. Insofern sind wir heute, mit dem was wir tun, politischer denn je.“
Dr. Peter Strunk für Adlershof Journal