FlexPaket Adlershof
Anlagen der BTB machen dezentrale Wärme- und Stromerzeugung flexibler und stabiler
„Am großen Thema Energiewende und Stromnetzstabilität arbeitet auch die BTB GmbH Berlin, die den Wissenschaftsstandort seit vielen Jahren mit Strom und Wärme versorgt“, erläutert Johannes Hinrichsen, Bereichsleiter im Tochterunternehmen der RWE. Markantester Punkt ihrer Präsenz ist das Heizkraftwerk Adlershof in der Albert-Einstein-Straße mit seinen Kraft-Wärme-Koppelungs-Anlagen (KWK) und Berlins größtem Wärmespeicher. In diesem Frühjahr kommt mit einer Power-to-Heat Anlage (P2H) ein weiteres Element hinzu, das die dezentrale Wärme- und Stromerzeugung flexibler und stabiler macht.
Zwei P2H-Module mit einer elektrischen Leistung von sechs Megawatt und einem Stromanschluss an das Mittelspannungsnetz werden im Heizkraftwerk Adlershof installiert und nutzen die Fernwärme Adlershofs als Stromspeicher. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies, dass mit einem großen elektrischen Durchlauferhitzer Wasser erwärmt wird, das entweder direkt ins Adlershofer Wärmenetz strömt oder in den 2.000 Kubikmeter großen Speichern geparkt wird. „Mit der Anlagenkombination aus P2H-Anlage, Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage und Wärmespeicher können die leistungsstarken Speicherkapazitäten des Wärmesystems für die zunehmend notwendige Pufferung des Stromsystems eingesetzt werden“, erklärt Hinrichsen den Zusammenhang von Strom und Wärme, wie er die gegenwärtige Phase der Energiewende prägt. Bei der BTB spricht man daher vom „FlexPaket Adlershof“.
Im Hintergrund steht die wachsende Erzeugung von erneuerbarem Strom in Brandenburg, wo bei entsprechenden Wetterlagen immer häufiger Windräder abgeregelt, sprich vom Netz genommen werden müssen. Da derartige Stromüberschüsse keine Verbraucher in den Erzeugerregionen finden und die Stabilität von Spannung und Frequenz in den Stromnetzen gefährden, sind intelligente Technologien gefragt, die mehr als nur „Abschalten“ können. Mit der P2H-Anlage wird eine „flexible Last“, also ein zusätzlicher Stromverbraucher, angeboten, der blitzschnell einspringen und innerhalb von einer Minute seine volle Leistung erreichen kann, so Hinrichsen. Auch wenn die Anlage nur vergleichsweise wenige Stunden im Jahr gefordert wird, dürfte sich die Investition von über einer Million Euro rechnen. Denn positive wie negative Regelenergie, also kurzfristig zusätzliche Stomerzeugung bzw. zusätzlicher Stromverbrauch, wie sie das Kraftwerk Adlershof nun liefern kann, wird entsprechend hoch vergütet.
Die Anlagenkombination entspricht ganz den im Rahmen des Eneff-Stadt-Projektes „High Tech – Low Ex“ der WISTA-MANAGEMENT GMBH entwickelten Ansätzen zur Vernetzung von Energieströmen, so Hinrichsen. Allerdings bestünden noch viele technische, organisatorische und rechtliche Fragestellungen, bis „Power-to-Heat für die Nutzung regenerativer Einspeisespitzen“ Alltag in Deutschland wird. Die Betriebs- und Organisationserfahrungen der P2H-Anlage sollen deshalb in Forschungsprojekten, die derzeit gemeinsam mit der Adlershofer Technologieparkbetreibergesellschaft ausgearbeitet und beantragt werden, als praxisrelevantes Demonstrationsobjekt genutzt werden.
Von Klaus Oberzig für Adlershof Special