Luft- und Raumfahrtforschung prägt Adlershof schon seit mehr als 100 Jahren
Andreas Schütz, Pressesprecher des DLR, spricht angesichts der Entwicklung des Wissenschafts- und Technologiestandorts von „unglaublichem Erfolg“
Auch 30 Jahre später kommt Andreas Schütz, Pressesprecher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), immer wieder ins Staunen, wenn er aus seinem Büro in Berlin-Mitte nach Adlershof kommt. Von 1993 bis 2008, während seiner Tätigkeit beim DLR in Adlershof, hat er oft an Meetings teilgenommen, bei denen es um die Entwicklung des Gebiets zu einem Zentrum für Wissenschaft und Technologie ging. Themen waren die Verkehrsanbindung und die Bebauung der Grundstücke entlang der Rudower Chaussee. „Viele Folien wurden gereicht, große Karten hingen an der Wand“, erzählt der 58-Jährige. Vor seinem DLR-Engagement hatte er sich als Journalist viel mit Themen der Fliegerei und Raumfahrt beschäftigt und freute sich, dass die Tradition der Luftfahrtforschung auf dem Gelände weitergeführt werden sollte.
Die Zukunft Adlershofs als attraktiver Platz für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien schien ihm damals in viel zu schönen Farben gemalt. „Beim Blick aus dem Fenster zur Rudower Chaussee sah ich kaum Häuser, dafür eine alte zusammengebrochene Mauer.“ So hielt Schütz, wie manch anderer, das Konzept für sehr gewagt. „Ja, macht mal, habe ich gedacht, aber nicht so recht daran geglaubt.“ Heute, das gibt der Medienexperte gerne zu, sieht er es ganz anders: „Es ist gelungen, es ist ein wahrer Fortschritt, ein unglaublicher Erfolg.“
Damit meint Schütz die Entwicklung in Sachen Wissenschaft und Technologie – mit dem Synchrotronstrahler BESSY des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB) beispielsweise oder dem Leibniz-Institut für Kristallzüchtung (IKZ) als eine der weltweit führenden Forschungseinrichtungen. Ein Meilenstein war der Umzug der mathematisch-naturwissenschaftlichen Institute der Humboldt-Universität zu Berlin nach Adlershof. Auch die Förderung von kreativen Start-ups, die Ansiedlung zahlreicher kleiner und mittelständischer Unternehmen und der intensive Wohnungsbau gehören dazu.
Großer Anteil an der positiven Bilanz kommt den DLR-Instituten zu, deren insgesamt rund 700 Beschäftigte international angesehene Forschung für den Verkehr in der Luft und im Weltall betreiben. Die hat auf dem Gelände in Adlershof und Johannisthal lange Tradition. 1912 entstand dort die „Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt“. 1981 gründete die Akademie der Wissenschaften der DDR das Institut für Kosmosforschung (IKF), das sich vor allem spektrometrischer Fernerkundung der Erde und extraterristischer Physik widmete. Das IKF-Know-how floss von 1992 in die neu gegründeten DLR-Institute für Weltraumsensorik und Planetenerkundung ein, die 1999 fusionierten.
2001 kam die Verkehrsforschung als zweiter DLR-Schwerpunkt dazu. „Wie und warum verändert sich Mobilität in Stadt oder Land, inwieweit werden alternative Antriebe oder Automatisierung im Fahrzeug akzeptiert und welchen Stellenwert haben sie“, diese Fragen nennt Melanie-Konstanze Wiese beispielhaft. International beachtet wird auch die Forschung für Weltraumflüge. „Mit unseren Instrumenten ermöglichen wir auch wissenschaftliche Untersuchungen auf dem Mars, die dann bei uns ausgewertet werden“, sagt Wiese, seit 2011 für die Kommunikation der DLR-Region Ost einschließlich Berlin zuständig.
Das Interesse am Wissenschaftsstandort Adlershof werde weiter zunehmen, prophezeit Andreas Schütz. Er findet es zudem gut, dass auch an die Wurzeln erinnert wird. „Ich habe mich gefreut, dass es gelungen ist, die alten Anlagen wie Trudelturm, Turbinenprüfstände oder Windkanal zu erhalten. So sind sie Wahrzeichen des Standortes geblieben. Eine kluge Entscheidung.“
Von Paul Janositz für Adlershof Journal