Mit Aha-Effekten ködern
Energiemanager Simon Hamperl weckt in Adlershof die Begeisterung für Energieeffizienz
Energiemanager gibt es in vielen Betrieben. Sie betrachten in ihren Unternehmen die Energieversorgung vom Liefervertrag bis zur Abfallentsorgung. Simon Hamperls Spielfeld ist wesentlich größer – 4,2 Hektar, 1.000 Betriebe, 22.000 Menschen. Hamperl ist Energiemanager für Deutschlands größten Wissenschaftspark.
Adlershof hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Mit seiner Energiestrategie 2020 hat es sich eine Primärenergieeinsparung von 30 Prozent bis zum Jahr 2020 auf die Fahnen geschrieben. Konzepte und Strategien sind das Eine. Die Umsetzung ist oft etwas ganz anderes. „Klinkenputzen“, sagt Simon Hamperl, sei eine seiner wesentlichen Aufgaben. Energieeffizienz sei noch kein Selbstläufer. Jeder in Adlershof, ob Student, Unternehmer, Forscher oder Besucher, gehört zu seiner Zielgruppe. Jeder, der Energie verbraucht. „Denn fast überall wo Energie verbraucht wird“, sagt der Maschinenbauingenieur, „lassen sich Effizienzpotenziale finden und nutzen.“
Es gibt zahlreiche Mittel und Wege dazu – gerade an einem Ort wie Adlershof, wo Forschung, Bildung und Wirtschaft sich seit nun bereits mehr als zwei Jahrzehnten gegenseitig immer neu befruchten. 2014 hat Simon Hamperl seine Aufgabe übernommen. Seine Stelle sieht er als ein klares Bekenntnis des Standortes in Sachen Energie. Sie war im Rahmen der vom BMWi geförderten Energiestrategie „Berlin Adlershof 2020“ und zur Umsetzung ihrer Maßgaben gezielt geschaffen worden. Hamperl, der das Thema Energie bereits in seinem Maschinenbauingenieur-Studium und zu einer Zeit für sich entdeckt hatte, als erneuerbare Energien verstärkt in den öffentlichen Fokus rückten, sei, wie er scherzhaft sagt, speziell für diesen Job „gecastet“ worden. Im „Mekka für Nachhaltigkeit“ in Freiburg hatte er seinen Master gemacht und anschließend in einem Fraunhofer-Institut und im Ausland Erfahrungen gesammelt. Als Energie-Einzelkämpfer in Adlershof will Hamperl sich jedoch bei weitem nicht verstehen. „Ich bin kein solitäres Konstrukt“, sagt er, „eine Person kann das nicht stemmen. Wir brauchen das Engagement aller am Standort.“
Wie das geht? Da ist Hamperl ganz pragmatisch: „Am ehesten über den Geldbeutel.“ Wirtschaftliche Ansprache oder sich verändernde gesetzliche Vorgaben auf dem Gebiet der Energie verfangen bei Unternehmen zum Beispiel am ehesten. Nur: Wissen müsse man davon. Und gerade hier sieht Hamperl das größte Potenzial am Standort. Mit Veranstaltungen Wissenslücken schließen, Missverständnisse ausräumen, wirtschaftlichen Nutzen aufzeigen – Lust machen auf das Thema, mit „aha-Effekten“ und nicht mit Powerpoint-Vorträgen. Die Leute „ködern“ und dann „Keimzellen installieren“, Produkt- und Maßnahmenvielfalt zum Beispiel auf dem LED-Spaziergang präsentieren. „Es gibt soviel Energiewissen am Standort, wir müssen nur die Bereitschaft erzeugen, es gemeinsam zu nutzen“.
Von Rico Bigelmann für Adlershof Special