Adlershof: Experimentierfeld für Lichtgestalten
Schon seit den 1960er-Jahren heben Forscher und Entwickler in Adlershof technologische und wirtschaftliche Potenziale des Lichts. Aktuell treiben über ein halbes Dutzend universitärer und außeruniversitärer Institute optische und photonische Forschung voran. Rund um diese wissenschaftlichen Leuchttürme haben sich gut 70 Hightechunternehmen angesiedelt, deren Geschäftsmodelle sich um das Werkzeug Licht in allen seinen Facetten drehen.
Breites Laserspektrum in Adlershof
Eine US-Erfindung sorgte 1960 für Diskussionsstoff unter Wissenschaftlern in aller Welt: der Laser. Kaum ein Jahr später beobachtete ein Adlershofer Team um den Meteorologen Kurt Lenze den Lasereffekt mit eigenen Augen. Mithilfe eines Rubinstabes hatte Lenze am Institut für Optik und Spektroskopie den ersten „sozialistischen” Feststofflaser gebaut.
Laserforschung ist bis heute eine Konstante am Lichtstandort Adlershof. Gut 53 Jahre und eine Wiedervereinigung nach Lenzes lasertechnischer Pioniertat wimmelt es hier von Instituten und Unternehmen, die Lasertechnik in allen erdenklichen Varianten entwickeln und vermarkten.
Wobei Rubinlaser längst Geschichte sind. Heute liefern Adlershofer Firmen eine stetig wachsende Palette an. Diodenlaser der Unternehmen Advanced Laser Diode Systems, Direct Photonics oder eagleyard Photonics. Nd:YAG-Pulslaser und diodengepumpte Festkörperlaser von KOMLAS, CO2-Laser und Er:Yag Laser von Limmer Laser. Die Aufzählung ist nur ein kleiner Auszug des Spektrums.
Die Vielfalt ist nötig, da sich das gebündelte, hochenergetische Licht über viele Branchen hinweg zum Fortschrittsmotor entwickelt hat. Autohersteller und Zulieferer nutzen zum Schneiden und Schweißen von Metall andere Laser als Ärzte bei Augenoperationen, als Anwender aus Mikrosystemtechnik, Unterhaltungselektronik oder aus der Mess- und Prüftechnik. Mit der Vielfalt der Anwendungen und der Einsatzintensität verändern sich die Ansprüche. Das gilt sowohl für die immer präzisere Auffächerung der Wellenlängen als auch für den Trend zu mehr Energieeffizienz und zur Miniaturisierung. Letztere stellt hohe Anforderungen an die Kühlung und hochpräzise Positionierung der Strahlquellen sowie an die Qualität der eingesetzten Dioden.
Verzahnung von Forschern und Unternehmern
Bei den anspruchsvollen Forschungs- und Entwicklungsaufgaben kommt die enge Verzahnung von Spitzenforschung und Unternehmen in Adlershof zum Tragen. Das wissenschaftliche Erbe der Photonik- und Optikforscher von der DDR-Akademie ist in der Forschung des Max-Born-Instituts für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI) und der beiden Leibniz-Institute für Kristallzüchtung (IKZ) und Höchstfrequenztechnik (Ferdinand-Braun-Institut, FBH) aufgegangen. Sie pflegen Partnerschaften mit benachbarten Photonikunternehmen und legen in gemeinsamen Forschungsprojekten die Basis für neue Produkte. Etwa hybride Diodenlasersysteme oder Mikrolasermodule im gelben Spektralbereich, die das FBH mit Eagleyard Photonics, Lumics, Jenoptik Diode Lab oder PicoQuant entwickelt hat. Oder das aktuell laufende Förderprojekt „BrightLas“, in dem vier Adlershofer Unternehmen und Institute mit weiteren Partnern aus der Region energieeffiziente Direktdiodenlaser für die industrielle Oberflächenbearbeitung fit machen wollen.
Eine Basis dafür ist die Kristallzüchtung. Schon in den 1960er-Jahren ging es hier um die Herstellung von Gallium-Arsenid-Kristallen, was in den 80ern aufgrund steigenden Bedarfs zum Aufbau eines Technikums führte. Gut 30 Jahre später bleiben Kristalle, auf denen begehrte Leucht- und Laserdioden wachsen, ein zentrales Forschungsthema. In enger Kooperation treiben die Leibniz-Institute die Züchtung voran. Zuletzt meldeten sie einen Durchbruch bei Aluminium-Gallium-Nitrid-Kristallen, auf denen Laserdioden im mittleren UV-B-Bereich von 280 bis 315 Nanometern wachsen sollen. Nach solchen Dioden dürsten Anwender aus Medizintechnik, Mikroelektronik und dem UV-Druck, wo sie Farben trocknen und härten sollen.
Know-how in optischer Analytik
Lasersysteme und -komponenten sind nur eine photonische Spezialität unter vielen in Adlershof. „Mindestens so stark ist der Standort auch im Bereich der optischen Analytik, zu der die Röntgenanalytik, Spektroskopie oder Prozessmesstechnik gehören“, erklärt der Geschäftsführer des Kompetenznetzwerkes Optische Technologien Optec-Berlin-Brandenburg, Frank Lerch. Auch hier gebe es mit dem Max-Born-Institut, dem Leibniz-Institut ISAS für Analytische Wissenschaften sowie der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), dem Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB) und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) wissenschaftliche Leuchttürme, um die sich eine ganze Reihe von kleinen und mittleren Unternehmen angesiedelt haben. Es sieht also ganz danach aus, dass die Adlershofer die Tradition ihres Lichtstandortes noch eine ganze Weile fortschreiben.
Von Peter Trechow für Adlershof Journal