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PicoQuant und Lumics zählen zu den innovativsten Unternehmen 2014
Für den Innovationspreis Berlin-Brandenburg 2014 wurden 122 Beiträge, unter anderem aus den Bereichen Gesundheitswirtschaft, Energietechnik, Verkehr und Optik, eingereicht. Allesamt Arbeiten auf hohem Niveau. Mit den Technologien von Lumics und PicoQuant waren zwei herausragende Entwicklungen aus Adlershof nominiert. Wir stellen sie und die Köpfe dahinter vor.
Der Job der 18-köpfigen Expertenjury war nicht einfach: Aus 122 brillanten innovativen Ideen galt es, zehn auszuwählen, um daraus die Sieger zu küren. Auch wenn sie letztendlich nicht den Innovationspreis abräumten, zwei der Arbeiten mit großer „Innovationshöhe, Erfolgsaussichten am Markt, aber auch volks- und betriebswirtschaftlichem Nutzen“, so die Kriterien der Jury, kamen von den Adlershofer Unternehmen PicoQuant und Lumics.
„Dass wir unter die Finalisten gekommen sind, hat uns sehr gefreut. Es wird auch dazu beitragen, uns als Anbieter hochauflösender kombinatorischer Mikroskopie noch bekannter zu machen“, sagt PicoQuant-Geschäftsführer Rainer Erdmann. Dem Physiker und seinem Team ist es gelungen, die vom Chemie-Nobelpreisträger Stefan W. Hell entwickelte STED-Technologie in ein kompaktes und einfach zu bedienendes PicoQuant-Mikroskop zu integrieren. „Damit lassen sich Abläufe in Zellen und Organismen in bisher nicht erreichter Auflösung messen“, erklärt Erdmann. Der Blick in die Zelle ist fünf- bis zehnmal exakter als bisher, in etwa so, als ob man einen Röhrenfernseher durch ein HD-Gerät ersetzt. „Wir haben einem ohnehin guten Mikroskop eine schärfere Brille verpasst“, verdeutlicht Verkaufsleiter Uwe Ortmann den Effekt.
In der Krebs- und Alzheimerforschung dürfte das neue Fortschritte bringen, weil Wissenschaftler nun besser verstehen können, was in krankhaften Zellen abläuft. Ihnen kommt außerdem zugute, dass sie verschiedene Messmethoden an einer lebenden Zelle durchführen können, ohne verschiedene Geräte bemühen zu müssen, worunter die Exaktheit der Messungen leidet. „Wir haben die Grenzen konventioneller Technik überschritten“, sagt Ortmann. Das ist es, was ihn und Erdmann antreibt. Die beiden ersinnen selbst beim Feierabendbier neue Ideen. „Wir lassen in unserer Firma viele Freiräume und achten darauf, dass unsere Mitarbeiter mit Spaß bei der Sache sind“, sagt Erdmann. Das ist der Boden, auf dem Innovationen gedeihen.
Innovative Lichtbehandlung
So ist das auch bei der vor 14 Jahren gegründeten Lumics GmbH. Sie gilt als Technologieführer auf dem kleinen, aber feinen Feld medizinischer Diodenlaser, was sie unter anderem mit dem extrem kompakten und leistungsstarken Diodenlaser beweist, der für den Innovationspreis nominiert war. „Wir haben uns riesig gefreut, dass unsere Arbeit auf diese Weise honoriert wurde“, sagt Geschäftsführer und Mitgründer Nils Kirstaedter. „Das befördert auch die Verbreitung der neuen Technologie.“ Das Besondere an ihr: Der Diodenlaser arbeitet mit der Wellenlänge von 1940 nm bei einer Leistung von 10 Watt – das ist weltweit einmalig. Dazu benötigt die Optik eine Glasfaser mit nur 200 μm Durchmesser, was etwa dreimal so dick wie ein menschliches Haar ist.
Damit wird klar, weswegen besonders Chirurgen damit schonende minimalinvasive Eingriffe vornehmen können. Etwa, um mit dem Laserlicht zielgenau krankhaftes Gewebe zu entfernen, ohne dass tiefer liegendes gesundes Gewebe geschädigt wird, oder auch um Krampfadern zu veröden, indem die Faser in diese eingeführt wird und mit dem Laserlicht Eiweiße verschmolzen werden, wodurch die Aussackungen verschlossen werden.
Das ist weit weniger schmerzhaft, als die krankhaften Venen herauszuschneiden. Mit der innovativen Lichtbehandlung ist der Patient wieder in ein bis zwei Tagen auf den Beinen. „Grob vereinfacht, kann so mit einem einzigen Eingriff geschnitten und die Wunde versorgt werden“, erklärt der Chef des 23 Mitarbeiter starken Teams.
Er geht davon aus, dass in fünf Jahren die Diodenlaser aus Adlershof einige etablierte Lasertechnologien in den Hintergrund drängen werden. „Ohne die tollen Kooperationsmöglichkeiten hier am Standort, insbesondere mit dem Ferdinand-Braun-Institut (FBH), wäre diese Entwicklung wohl kaum möglich gewesen“, lobt Kirstaedter. Was er nicht sagt: Wohl auch kaum ohne seinen Einsatz, der dem Familienvater wenig Zeit für Hobbys lässt. Ausnahme: „Ich komme mit dem Fahrrad zur Arbeit, das ist Teil meines täglichen Abschaltprogramms. Und ich spiele Tennis – ohne diesen Ausgleich wäre der Job kaum zu machen.“
Von Chris Löwer für Adlershof Journal