Der Hautkrebsfahnder
Sebastian Ahlberg arbeitet in Adlershof an einer verbesserten Diagnostik
Irgendwas mit Biologie. Das stand für Sebastian Ahlberg bereits fest, als er in Güstrow, seiner Geburtsstadt, das Gymnasium besuchte. Mittlerweile leitet er in Adlershof ein „forschendes Start-up“. So steht es auf der Internetseite der Firma „Magnosco“, die Geräte zur verbesserten und präziseren Diagnose des Hautkrebses entwickelt. Auch Berufswünsche haben ihre oftmals windungsreiche Geschichte.
Der Firmenname ist ein Hybrid. „Agnosco“ ist Latein und heißt „ich erkenne“. Das M steht für den Feind, der erkannt und bekämpft werden soll, das „maligne Melanom“, auch als „schwarzer Hautkrebs“ bekannt. Eine der „aggressivsten und tödlichsten“ Tumorvarianten nennt ihn Ahlberg, obendrein schwer zu identifizieren, denn ein dunkler Punkt auf der Haut kann alles Mögliche sein, in der Regel ein schlichter Leberfleck.
Das in Adlershof entwickelte, bislang weltweit einzigartige Verfahren, mit dem Magnosco den Hautkrebs angeht, beruht auf dem Einsatz von Lasertechnik. Ein Lichtstrahl wird auf die verdächtige Stelle gerichtet und bringt das in der Haut enthaltene dunkle Pigment, das Melanin, zum Leuchten. Je nachdem, ob der Laser auf gut- oder bösartiges Gewebe trifft, unterscheidet sich das Spektrum des reflektierten Lichts. Eine künstliche Intelligenz übernimmt die Auswertung.
In der Regel, so Ahlberg, leuchte Melanin unter Lasereinwirkung schwächer als andere in der Haut enthaltene Substanzen. Die Adlershofer „Dermatofluoroskopie“ dreht diesen Effekt um. „Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz“, sagt Ahlberg, „ist die Methode nicht nur für den schwarzen Hautkrebs einsetzbar. Stolz bin ich auch auf unser Team. Wir können uns mittlerweile als erwachsenes Start-up sehen.“
Gegründet wurde das Unternehmen 2014. Seit Anfang 2018, demselben Jahr, in dem die ersten Fluoroskopiegeräte fertig wurden, ist Ahlberg als einer von zwei Geschäftsführern dabei. Zuvor hatte er drei Jahre lang als Projektmanager für ein Berliner Radiologie-Start-up Tomographiezentren in Deutschland und der Schweiz aufgebaut, nachdem er, ebenfalls in Berlin, seit 2011 in einer Medizintechnikfirma schon an Geräten zur Hautkrebsfrüherkennung gearbeitet hatte. Dieses Unternehmen hatte er kennengelernt, als er dort für seine Diplomarbeit forschte. Im Fach Biosystemtechnik.
Darauf war es hinausgelaufen, nachdem die Laufbahn eines Biologielehrers Ahlberg bei genauerem Nachdenken doch nicht mehr so reizvoll erschienen war. Er schätzt den „generalistischen“ Ansatz des Faches, das ganz unterschiedliche Kompetenzen vermittle: „Das entsprach dem, was ich sowieso gern tue.“ Gerade einmal zwei Jahre alt war der Studiengang Biosystemtechnik, und wurde allein in Magdeburg angeboten, als Ahlberg 2006 an die dortige Universität zog. Seine Dissertation an der Charité – Universitätsmedizin Berlin schrieb er später über ein Thema aus der experimentellen Dermatologie.
Medizintechnik ist das eine große Thema, das andere in Ahlbergs Leben heißt Feldhockey. Mit dem Mariendorfer Hockey Club 1931 e. V. Berlin hat er Bundesligaspiele bestritten, seit seine mittlerweile vierjährige Tochter auf der Welt ist, den Einsatz auf dem Kunstrasen allerdings etwas heruntergefahren. „Man wird ja auch nicht jünger“, sagt der 36-Jährige.
Dr. Winfried Dolderer für Adlershof Journal