Innovation dank Analytik
Adlershof auf dem Weg zur „Analytic City“
Analytik hat in Adlershof eine lange Tradition. Das Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften (ISAS) und die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) arbeiten daran, dieses Profil zu schärfen und tragen dazu bei, Adlershof zu einer „Analytic City“ zu machen.
Wenn im Teltowkanal Carbamazepin gefunden wird, ist das ein Erfolg der Analytik. Carbamazepin, ein Medikament gegen Epilepsie, wird in der Kläranlage nicht abgebaut – ebenso wenig wie Koffein oder Moschus, Stoffe, die sich ebenfalls in Flüssen und Badeseen finden.
Solchen so genannten Emerging Pollutants ist Ulrich Panne auf der Spur. Er ist Professor für Instrumentelle Analytische Chemie an der Humboldt-Universität zu Berlin und Leiter der Abteilung 1 der BAM. Ein wichtiges Forschungsgebiet von ihm sind Immunoassays, also Methoden, die zur Bestimmung selbst kleinster Mengen biologisch aktiver Substanzen dienen. „Immunoassays“, erläutert Panne, „haben den Vorteil, dass man schnell und preiswert viele Proben analysieren kann.“
Die Anwendung der von der BAM entwickelten Methoden ist vielfältig. Ob es darum geht, Aflatoxin auf dem Speiseeis oder Myxotoxine im Mehl zu erkennen, oder ob Generika-Hersteller sichergehen wollen, dass jede Tablette exakt den gleichen Wirkstoff enthält – immer ist die Analytik gefragt. Dabei ist Genauigkeit das A und O. „Die Nachweisgrenzen sind immer stärker herabgesetzt“, sagt Panne. „Man kann heute selbst ein einzelnes Molekül erkennen.“
Mit neuen Herausforderungen an die Messtechnik befasst sich auch Norbert Esser, Professor für Physik (Fachgebiet Grenz- und Oberflächenanalytik) an der TU Berlin und Geschäftsführer des Leibniz-Instituts für Analytische Wissenschaften ISAS. „Man dringt in immer kleinere Dimensionen vor“, erklärt er. Dabei arbeitet das ISAS mit analytischer Spektroskopie und analysiert so selbst kleinste Materialmengen. „Unser Ziel“, erläutert Esser, „ist es, quantitative Erkenntnisse über die Zusammensetzung von Stoffen zu gewinnen.“ Einen Arbeitsschwerpunkt stellen dünne Schichten dar, wie sie in der Halbleiterelektronik eine wichtige Rolle spielen. Bei der Verfeinerung der Messtechnik kooperiert das ISAS auch mit der Industrie. Als „Leuchtturm“ einer solchen Kooperation bezeichnet Esser das mit der Analytik Jena AG entwickelte optische Absorptionsverfahren Continuum Source AAS.
„Wir brauchen den Innovationstransfer“, ist Esser überzeugt. „Indem wir neue analytische Methoden entwickeln, tragen wir zur Qualitätssicherung des Industriestandort Deutschland bei.“ Diese Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Industrie zeigt sich nach Essers Einschätzung auch in Adlershof. „Der Standort Adlershof steht im Bereich Analytik deutschlandweit an der Spitze“, stellt er fest. Das sind gute Voraussetzungen, um Adlershof zu einer „Analytic City“ mit internationaler Ausstrahlung zu machen.
Dazu trägt auch die im Rahmen der Exzellenzinitiative gegründete Graduiertenschule für Analytical Sciences Adlershof (SALSA) bei. Ulrich Panne ist einer ihrer Sprecher – und er bezeichnet SALSA als „tolles Beispiel dafür, wie Adlershof funktioniert“.
Von Christian Hunziker für Adlershof Special