Keimzelle für innovative Speicherlösungen
Ansätze für eine autonome Energieversorgung
Voraussichtlich ab 2014 werden die 5.000 Bewohner der Azoreninsel Graciosa ein ganzes Stück unabhängiger vom Festland sein. Das Adlershofer Unternehmen Younicos wird das Energienetz der Insel umbauen, sodass ein Großteil der Stromversorgung durch erneuerbare Energien erfolgt. In den Younicos-Werkshallen ist bereits ein Modell in Betrieb, das die Abläufe im Maßstab 1:3 simuliert.
Das System auf der Insel wird aus Photovoltaik-Modulen und Windenergieanlagen als Energielieferanten und einem Hybrid-Energiespeicher mit 2,7 Megawatt Leistung bestehen. Die Kombination aus Natrium-Schwefel- und Lithium-Ionen-Batterien soll sicherstellen, dass jede Schwankung im Netz schnell ausgeglichen wird.
„Das Projekt zeigt, eine stabile Versorgung mit erneuerbarer Energie ist mit heute verfügbaren Speichertechnologien möglich“, erläutert Geschäftsführer Clemens Triebel. Laut der Modellstudie werden „Dieselgeneratoren, die bisher den Inselstrom erzeugen, nur noch etwa 1.600 Stunden im Jahr laufen.“ Damit können gut 70 Prozent des Energiebedarfs durch Sonne und Wind gedeckt werden.
Younicos, gegründet 2008 vom ehemaligen Solon-Mitgründer Clemens Triebel und anderen Clean-Tech-Pionieren, möchte das System auf weiteren Inseln installieren. Außerdem wird in Kürze ein Fünf-Megawatt-Batteriepark in Norddeutschland errichtet.
Autonome Energieversorgung – das ist auch das Geschäftsfeld von Erich Hans Bosch. Der Ingenieur, der bereits für Younicos tätig war, ist vor zwei Jahren mit seiner Firma Renewable Storage durchgestartet. Sein System zur autarken Energieversorgung sei in der Lage, ganze Dörfer mit Strom zu versorgen. „Es kann bis zu 400 Kilowatt Strom produzieren“, so Bosch. Interessant wäre es für Ferien-Resorts in Naturschutzgebieten – oder für Produktionsstätten abseits des Stromnetzes, etwa in Entwicklungsländern.
Dort ist die Heliocentris Energy Solutions AG bereits aktiv. 2012 bestellte der mosambikanische Mobilfunkanbieter mcel bei dem Adlershofer Unternehmen 500 Energiemanagement-Systeme. Damit lassen sich die Basistationen per Fernsteuerung regeln, wodurch Energieverbrauch und Wartungskosten sinken. „Mit den bereits heute verfügbaren Lösungen kann eine Reduktion des Dieselverbrauches um bis zu 50 Prozent und der Betriebskosten um bis zu 70 Prozent erreicht werden“, erklärt Finanzvorstand András Gosztonyi.
2012 konnte Heliocentris seinen Umsatz auf 7,5 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Für 2013 erwartet der Vorstand erneut eine signifikante Umsatzsteigerung. Mit derzeit 130 Mitarbeitern, Tochtergesellschaften in Vancouver und Dubai, Büros in Johannesburg und Singapur sowie Kunden in über 60 Ländern der Welt ist Heliocentris international gut aufgestellt.
Von Mirko Heinemann für Adlershof Special