DLR forscht an optimierter Einsatzführung im Bevölkerungsschutz
Erste Experimente fanden im Helmholtz Innovation Lab OPTSAL am DLR-Institut für Optische Sensorsysteme statt
Im Bereich Sicherheit und Katastrophenschutz ist eine gut funktionierende Einsatzführung ausschlaggebend für den Verlauf von Einsätzen in Krisen- und Notfallsituationen. Innerhalb kürzester Zeit muss den Einsatzkräften ein verlässliches Lagebild zur Verfügung stehen, damit sie Entscheidungen treffen und Rettungseinsätze koordinieren können. Im Forschungsprojekt „Stabsarbeit der Zukunft“ entwickeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Optische Sensorsysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften und der Technischen Hochschule Köln die Einsatzführung im Bevölkerungsschutz weiter.
Zu einem Katastrophenfall werden meist mehrere Organisationen gerufen: Feuerwehr, Polizei, Katastrophenhilfe sowie weitere Hilfsorganisationen. Um die Einsatzkräfte mit ihren verschiedenen Aufgaben zu koordinieren, wird eine Führungsleitung, ein Führungsstab, gebildet. Dieser umfasst Personen aus den beteiligten Organisationen, die für die Beratung, Entscheidung und Umsetzung eines Einsatzes verantwortlich sind. Die besondere Herausforderung besteht hierbei in der Zusammenarbeit und Einteilung von Zuständigkeiten, Entscheidungsbefugnissen, die über die eigenen Organisationsgrenzen hinausgehen. „Heute befinden sich zahlreiche Technologien zur Lageerfassung im Einsatz. Sie produzieren Unmengen an heterogenen Daten und Informationen, die von der Führung binnen kürzester Zeit analysiert und bewertet werden müssen“, erklärt Dr. Julia Gonschorek vom DLR-Institut für Optische Sensorsysteme, die das Forschungsprojekt leitet. Wie die zivile Stabsarbeit im Bereich von Gefahrenabwehr und Krisenmanagement leistungsfähig gestaltet werden kann, untersucht das DLR gemeinsam der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften und der Technischen Hochschule Köln im Projekt „Stabsarbeit der Zukunft“.
Überwachen simulierter Krisensituationen
Dafür wurde im Helmholtz Innovation Lab OPTSAL (kurz für: Optical Technologies for Situational Awareness Lab) am DLR-Institut für Optische Sensorsysteme Anfang Februar 2023 ein Methodentest für die anstehende Experimentalreihe durchgeführt. Im Kompetenzzentrum OPTSAL arbeiten Forscherinnen und Forscher gemeinsam mit Nutzern und Industriepartnern an neuen optischen Technologien und Methoden für Lagebilder. „Es ist in unserem Interesse, den Einsatz unserer optischen Technologien für Industrie und Endnutzer intuitiv und effektiv zu gestalten. Dies ist ein wesentliches Merkmal unserer Transferaktivitäten im Innovation Lab OPTSAL. Das Experiment hat das Potenzial, das Erfahrungswissen aus den vielen operativen Einsätzen mit luftgestützten Echtzeit-Lageaufklärung wissenschaftlich fundiert zu erweitern und den Fokus künftiger Entwicklungsarbeiten weiter zu schärfen“, resümiert Gonschorek.
Für die Experimente stellen sich etwa 40 Probandinnen und Probanden zur Verfügung. Simuliert wurden drei Szenarien, in denen Einsatzleitungen bei ihrer Arbeit beobachtet wurden. Die Mitglieder der Einsatzleitungen hielten sich dabei an die für sie vorgegebenen Dienstvorschriften, die die Rechte und Rollenverteilung in der Stabsarbeit genau definieren. Die Forschenden sowie weitere Expertinnen und Experten überwachten die Prozesse zwischen dem Informationseingang und dem Informationsausgang, bis zur Entscheidungsfindung. Dabei identifizierten die Forschenden verschiedene Kommunikations- und Stressmuster und dokumentierten, wie die beteiligten Personen mit den vorliegenden Informationen umgingen.
Auswertung und weitere Methodentests
Der Methodentest im Februar 2023 dient der Vorbereitung der anstehenden Experimentalreihe. Die Ergebnisse werden zur Evaluierung der Beobachtungsmethoden und des Szenariodesigns genutzt. Die Experimentalreihe ist über mehrere Jahre angelegt. Der nächste Durchlauf ist für Anfang 2024 geplant.
Breite Unterstützung des Projekts durch Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben
Das Projekt wird von einer Vielzahl an Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS), Unternehmen sowie Forschenden unterstützt. „Darüber hinaus helfen uns bei der Realisierung des Methodentests die Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowie die Eurocommand GmbH, denen unser Dank gilt“, erklärt Gonschorek.
Kontakt:
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Rutherfordstraße 2, 12489 Berlin
Melanie-Konstanze Wiese
Kommunikation Berlin, Neustrelitz, Dresden, Jena, Cottbus/Zittau
Telefon: +49 30 67055-639
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Julia Gonschorek
Institut für Optische Sensorsysteme
Sicherheitsforschung und Anwendungen
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Pressemitteilung DLR vom 07.02.2023