DLR und HU erforschen Mobilität der Zukunft
Smartphone-Navigation „Streetlife“ und autonome Fahrassistenzsysteme
Die Städte wachsen. Vor allem der motorisierte Individualverkehr ist eine Belastung. Wer auf den öffentlichen Nahverkehr, das Fahrrad oder auf Car-Sharing umsteigt, senkt die CO2-Belastung und kommt oftmals schneller an sein Ziel. Bislang fehlen Angebote, die Benutzern erschließen, wie sie „multimodal“, also mit verschiedenen Verkehrsmitteln, besser an ihr Ziel kommen.
Hier hakt das Forschungsprojekt „Streetlife“ ein. Das Ziel: eine IT-Plattform zu entwickeln, die Nutzer umweltfreundlich und sicher ans Reiseziel navigiert. Nach der Eingabe des Fahrziels und Präferenzen wie Zeit, Kosten oder Umwelt werden auf dem Smartphone Angebote gezeigt.
„Durch die Verknüpfung der Daten verschiedener Verkehrsmittel in einer App können die bestehenden Alternativen dem Nutzer aufgezeigt werden und so hoffentlich mehr Menschen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen“, erklärt Philipp Gilka, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das System wird zeitgleich in Berlin, im finnischen Tampere und in Rovereto, Italien, eingerichtet. Die Koordination erfolgt durch das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS.
Das DLR in Adlershof ist für die Pilotversuche in Berlin und die Evaluation zuständig. Die Aufgabenstellung ist komplex: Fahrpläne des öffentlichen Nahverkehrs müssen eingespeist werden, Fahrzeugdaten der Car-Sharing-Anbieter und der Fahrrad-Entleihstationen – und natürlich Stadtpläne. 2015 soll in kleinem Kreis der erste Test starten.
Noch weiter in die Zukunft weist ein Projekt, das derzeit unter der Leitung von Barbara Lenz, Professorin am Geographischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin, realisiert wird. Dort erforschen Wissenschaftler, welche gesellschaftlichen Auswirkungen das „Autonome Fahren“ hätte. Im Straßenverkehr der Zukunft, so die These, werden selbstfahrende Autos unterwegs sein mit Fahrassistenzsystemen, an denen die Automobilindustrie derzeit forscht.
„Wir befinden uns in einer Frühphase“, räumt Mitarbeiterin Eva Fraedrich ein. Doch man möchte gerüstet sein, wenn die ersten autonomen Fahrzeuge unterwegs sind. „Wir haben zunächst Online-Kommentare von Lesern zu Artikeln über autonome Fahrzeuge ausgewertet und die Wahrnehmung des Themas analysiert. Während die mediale Berichterstattung derzeit sehr positiv geprägt ist, stellen sich die Diskussionen der Leser eher ambivalent dar“, so Fraedrich.
Gemeinsam mit Kollegen von zwei weiteren deutschen Universitäten sowie der Stanford University soll im September 2014 ein „Weißbuch“ erstellt werden, eine Diskussionsgrundlage für den „autonomen“ Straßenverkehr der Zukunft.
Von Mirko Heinemann für Adlershof Special
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