HIGH TECH – LOW EX: Zur Zukunft der Energieeffizienz
Ein Gespräch mit Beate Mekiffer, Leiterin des Pilotprojektes in Adlershof, einem der größten innerstädtischen Entwicklungsgebiete Europas
Warum braucht Adlershof ein neues Energiekonzept?
Adlershof ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Mit dem weiteren Ausbau wird der Energiebedarf steigen. Die heutigen und zukünftigen Investoren möchten energieeffizient arbeiten und Kosten sparen. Dafür müssen wir die Voraussetzungen schaffen. Die gesetzlichen Vorgaben zur Energieeinsparung sollen erfüllt werden. Und nicht zuletzt werden wir unserem Image als Hightech-Standort nicht gerecht, wenn wir hier keine Vorreiterrolle spielen.
Welche Ziele sollen mit dem Projekt erreicht werden?
Wir prognostizieren, dass ohne ein neues Energiekonzept der Primärenergiebedarf, bei vollständiger Standortauslastung bis 2020, von heute 360 auf etwa 825 Gigawattstunden steigt. Wir wollen den Verbrauch um mindestens 30 Prozent senken, neue Technologien zur Energieeinsparung testen und übertragbare Planungsinstrumente schaffen. Das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Verbundprojekt von TU Berlin, BTB und WISTA-MANAGEMENT schafft ein Modell für die Energiewende, für den Einsatz erneuerbarer Energien und die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen.
Wie soll das erreicht werden?
Noch sind wir in der Konzeptphase, haben u.a. bisher die Bereiche mit den größten Effizienzpotenzialen identifiziert. Das sind die Verbesserung des Primärenergiefaktors für die Stromversorgung, neue Konzepte für die Klimatisierung, beispielsweise durch die Etablierung neuer Speichertechnologien, und die intelligente Vernetzung und Steuerung. Auch die Akzeptanzforschung und die Einbindung der beteiligten Gruppen dürfen wir nicht vernachlässigen.
Können Sie einige Beispiele nennen?
Das HU-Physikgebäude mit seiner Fassadenbegrünung und Gebäudekühlung, die die Verdunstungskälte von Wasser nutzt, ist bereits ein erfolgreiches Beispiel für die Verringerung des Strombedarfs in der Klimatisierung. Strom für Adlershof wird hauptsächlich mittels Kraft-Wärme-Koppelung produziert. Die dabei im Sommer anfallende überschüssige Wärme wollen wir mithilfe effizienter Absorptionskältemaschinen in benötigte Kälte umwandeln. Auch sogenannte Aquifere, das sind Gesteinsschichten zur Grundwasserleitung, sollen als saisonale Puffer für Wärme und Kälte dienen. Windenergie aus dem Umland könnte in Kälte umgewandelt und dort gespeichert werden. Besonders die Energievernetzung und das Energiemanagement werden zukünftig am Standort eine große Rolle spielen.
Wie geht es weiter mit dem Projekt?
Es ist geplant, in diesem Jahr mit den ersten Teilprojekten zu beginnen. Bis 2018 folgen dann die weiteren technischen Vorhaben. An diese Umsetzungsphase schließt sich noch ein Projektmonitoring an.
Das Gespräch führte Andreas Heins für Adlershof Special