Sparsam und komfortabel
Energieeffizientes Wohnen in Plusenergie- und Powerhäusern
Bei Einfamilienhäusern sind Passiv- und Plusenergiehäuser keine Seltenheit mehr. Jetzt wollen mehrere Projekte in Adlershof beweisen, dass hohe Energieeffizienz, angenehme Wohnatmosphäre und moderate Kosten auch bei Mehrfamilienhäusern keine Gegensätze sein müssen.
Ein Haus, das mehr Strom und Wärme erzeugt, als das Gebäude und seine Bewohner verbrauchen – das ist keine Utopie, sondern wird in der Adlershofer Newtonstraße Realität: Spätestens Anfang 2018 werden die ersten Mieter das Powerhouse beziehen. Dieses Neubauensemble mit fünf Häusern und insgesamt 128 Mietwohnungen zählt zu den sogenannten Plusenergiehäusern, die im Mehrfamilienhausbereich in Deutschland noch Seltenheitswert haben. Von einem „Modellprojekt für nachhaltigen Wohnungsbau“ spricht deshalb Stefanie Frensch, die Geschäftsführerin der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Howoge. Diese hat das Powerhouse von der Projektentwicklungsgesellschaft Laborgh Investment GmbH erworben. „Wir wollen beweisen, dass höchste Energieeffizienz im Wohnungsbau kein Luxusgut sein muss“, sagt Laborgh-Geschäftsführer Florian Lanz.
Die Howoge kalkuliert mit einer Kaltmiete von durchschnittlich rund zehn Euro pro Quadratmeter. Besonders erfreulich für die künftigen Bewohner ist, dass die warmen Betriebskosten voraussichtlich nur 0,40 Euro pro Quadratmeter und Monat betragen werden und damit nicht einmal halb so viel wie in einer durchschnittlichen Mietwohnung. Erreicht wird diese hohe Energieeffizienz durch ein Bündel an Maßnahmen. Zum einen verfügen die vom Architekturbüro Deimel Oelschläger geplanten Neubauten über eine gut gedämmte Gebäudehülle und eine hocheffiziente Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Zum anderen erzeugen Solarthermie- und Photovoltaikanlagen auf den Dächern Wärme und Strom. Nicht direkt verbrauchte Wärme wird in das Fernwärmenetz der BTB eingespeist, wodurch der Einbau eines teuren Wärmespeichers überflüssig wird.
Energetisch ebenfalls sehr ehrgeizig ist das benachbarte Newtonprojekt. Dabei handelt es sich um ein von drei Architekturbüros initiiertes Baugruppenvorhaben. Es umfasst drei Häuser mit 39 Eigentumswohnungen, die derzeit in Bau sind. Konzipiert sind sie als Plusenergiehäuser, die die Passivhaus-Bauweise (hochgedämmte Außenfassade, Wärmeschutzverglasung, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung) mit der lokalen Erzeugung von Strom und Wärme auf Solarbasis verbinden.
Für ein weiteres bemerkenswertes Projekt, das Future Living Berlin am Groß-Berliner Damm, soll im dritten Quartal dieses Jahres Baubeginn sein. In diesem Ensemble aus 69 Mietwohnungen, 19 Kurzzeitapartments und einer 600 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche wird eine Fülle an Smart-Home-Anwendungen zum Einsatz kommen. Entwickelt wird das Projekt von der Berliner Unternehmensgruppe Krebs; Bauherrin ist die GSW Sigmaringen, ein zum Sozialverband VdK Deutschland gehörendes Wohnungsunternehmen. Hier basiert das Energiekonzept auf einem Mix aus Photovoltaik, Wärmepumpe und Batteriespeicher, wobei der Elektronikkonzern Panasonic die nötige Technik liefert.
„Mit dem Future Living Berlin wollen wir Erfahrungen sammeln, wie die Bewohner die technischen Möglichkeiten nutzen“, sagt Birgid Eberhardt, Bereichsleiterin Smart Home bei der GSW Sigmaringen. Die Frage ist auch für die anderen Vorhaben in Adlershof von Belang. Bei vielen energetisch vorbildlichen Projekten hat es sich gezeigt, dass die Energieeinsparung letztlich nicht so hoch ausfiel wie berechnet, da die Bewohner nicht so gelüftet und geheizt haben, wie es erforderlich gewesen wäre. Doch zumindest in Bezug auf das Powerhouse sind die Verantwortlichen ganz entspannt: Eine Schulung der künftigen Mieter sei nicht geplant, sagt Howoge-Pressesprecherin Sabine Pentrop. „Denn wer heute vernünftig lüftet – also mit Stoß- und nicht mit Kipplüftung –, verhält sich auch im Powerhouse richtig.“
Von Christian Hunziker für Adlershof Journal