Der Aufbruchsspirit
Entlang des Innovationskorridors Berlin-Lausitz entsteht eine neue Wissenschafts- und Technologieregion, die Raum für zukunftsweisende Projekte und Kooperationen bietet
Es ist ein Pilotprojekt: Zwischen Adlershof, dem größten Technologiepark Deutschlands, und Cottbus mit seiner Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) wird entlang der Bahnstrecke der Innovationskorridor Berlin-Lausitz entstehen, der viele Fliegen mit einer Klappe schlagen soll. Eine gewaltige Aufgabe: Große Ziele, zahlreiche Akteure, vielfältige Ideen, die gefunden, vernetzt, koordiniert, begleitet werden müssen. Seit Mitte des vergangenen Jahres ist das auch das Tagesgeschäft für Lilli Zylka und Ulrike Kaiser. An jeweils einem Eingang des Korridors.
„Das Projekt wollte ich von Anfang an mitgestalten“, erzählt Lilli Zylka, die bei der WISTA Management GmbH seit August 2022 den Innovationskorridor betreut. Zuvor war sie Projektleiterin der Geschäftsstelle Zukunftsorte Berlin, ebenfalls ein Projekt der WISTA. Zylkas Kollegin in Brandenburg ist Ulrike Kaiser. Die Betriebswirtschaftlerin ist selbst eine „Lausitz- Rückkehrerin“ und kümmert sich als Projektleiterin für die Strukturentwicklungsgesellschaft Wirtschaftsregion Lausitz GmbH (WRL) um das Vorhaben.
Innovationskorridore sollen in Zukunft helfen, den Transfer von Wissenschaft und Forschung innerhalb des Korridors voranzutreiben, verkehrstechnisch sinnvolle Lösungen zu finden und die Besiedelung des ländlichen Raums zu steuern. Der Technologiepark Adlershof und der neu entstehende Lausitz Science Park bilden die Säulen des Innovationskorridors. Dazwischen und Drumherum: Raum für Ideen. Und davon gibt es schon viele. In Lübbenau, in Wildau, in Senftenberg – Kooperationen, Modellprojekte, Coworking-Spaces. „Was es braucht“, sagt Kommunikationswirtin Zylka, „ist ein klares Profil, das zur Region passt, auf vorhandener Expertise aufbaut und über die Region hinaus bekannt ist.“ Daran würde momentan mit Hochdruck gearbeitet.
Den Transformationsprozess in der Lausitz, weg von der Braunkohle, mitzugestalten, das findet auch Kaiser hochspannend. Zehn Milliarden Euro stellt der Bund dafür zur Verfügung. Bis 2038 soll der Kohleausstieg geschafft und der Wandel zum Wissenschafts-, Forschungs- und Innovationsstandort auf gutem Wege sein.
„Eine meiner Hauptaufgaben ist momentan, das Thema Innovationskorridor an allen relevanten Stellen zu platzieren“, sagt Kaiser. Die Leute müssten erfahren, wie sie „mitmischen“ können. Es ginge um Partizipation, darum Multiplikatoren:innen zu finden, die Kommunen und Bürgermeister:innen „mitzunehmen“.
„Den Aufbruchsspirit spürt man in allen Begegnungen“, ergänzt Zylka, „und die Zuversicht, dass Berlin und Brandenburg gleichermaßen voneinander profitieren können.“ Es gebe viele Schichten innerhalb eines solchen Projektes, viele Ziele. Am Ende solle schließlich eine Art „Blaupause“ für andere Korridore entstehen, die beide Bundesländer strategisch miteinander verknüpfen. Attraktive Lebensräume, die Arbeit und Mobilität „in Einklang bringen“.
Doch dafür braucht es auch einen langen Atem. Wie der Korridor 2035 aussehen wird, da haben beide eine genaue Vorstellung: Der Innovationskorridor ist eine Erfolgsstory des Strukturwandels. Mobil sein im Korridor funktioniert deutlich reibungsloser als heute. Für die Infrastruktur zwischen Berlin und Cottbus wirkt er als Katalysator. Kluge Köpfe zieht er an, aus anderen Regionen und solche, die zurückkehren wollen. Sie finden hier Arbeits- und Ausbildungsplätze in Forschung und Entwicklung ebenso wie in der Produktion. Es wird nachhaltig, flexibel, sinnorientiert gearbeitet.
Wenn vom Innovationskorridor die Rede ist, soll künftig jeder wissen, wovon gesprochen wird: einer in Europa führenden Wissenschafts- und Wissenstransferregion, voller lebendiger Kooperationen und toller zukunftsweisender Projekte. Und einer Matrix für weitere Innovationskorridore in der Metropolregion.
Rico Bigelmann für POTENZIAL