Fast jeden Tag in einem Meeting. Meist als Webkonferenz. Immer gleich.
Ich denke, dass ich nicht allein mit meinen Eindrücken bin. Unsere durchterminierten Meetings finden an jedem zweiten Tag statt. Angefangen am Montag um neun Uhr. Mittwoch noch ein zusätzliches um sechszehn Uhr. Sie dauern in der Regel zwei Stunden und laufen immer gleich ab: Keine Agenda, eine kurze Begrüßung nach verspätetem Start, dann Frontalansagen fast ohne Dialog. Zurückhaltende gehen da ganz unter. Kurz vor Ende gehen die ersten schon raus und To-Dos werden nicht durchweg umgesetzt. Und danach finden die eigentlichen Gespräche der Kollegen untereinander statt, um zu klären, was nun verlangt wird oder zu tun ist.
Was ich mir wünsche ist eigentlich ganz einfach. Ich werde mich zunächst auf drei Aspekte konzentrieren mit dem Ziel, auch das „Kollegiale Miteinander“ zu entwickeln:
1. Spielregeln für ein effektives Meeting
Bei der für mich empfundenen hohen Anzahl von Zusammenkünften, wäre die Vereinbarung von Spielregeln wichtig. Auch wenn es vielleicht etwas spießig klingt: Es geht um pünktlichen Beginn, Chance zur und tatsächlichen Vorbereitung auf Basis einer gemeinsam bekannten und akzeptierten Tagesordnung, einen Zeitwächter sowie ein Verankern der Aufträge. Und eben ein aktives Einbringen. Wenn man sich zu einem Spieleabend (im Sinne von Spielregeln) trifft, sind ja auch alle aktiv dabei. Ob nun digital (also Kamera an!) oder im Betrieb.
2. Agile Meeting Kultur
Ich bin selbst Fußballspieler und bei jedem unserer (Mannschafts-)Spiele gibt es auch Regeln und einen festen Zeitrahmen. Dennoch läuft kein Spiel gleich ab. Warum dann in einem arbeitsplatzbezogenen Meeting? Warum so starr? Warum so „trainergeführt“? Wenn die „90 Minuten“ laufen, sind die Spieler auf sich allein gestellt, maximal kann der Trainer in der Pause oder per Zuruf von außen einwirken. Wäre das nicht auch für ein berufliches Meeting denkbar? Die Kontakte, Gespräche und Dynamik erfolgen selbstständig, die Regeln sind ja klar und idealerweise auch das Ziel dieses einen Meetings. Der Teamkapitän fasst das Spiel zusammen und findet unterstützende oder motivierende Worte. Der Trainer bewertet das Ergebnis.
Mir geht es nicht darum, die Arbeitswelt zum Spielfeld zu machen. Mir ist wichtig, für mehr „Agilität“ und nicht für gleichgeschaltete Routine auf Basis der von mir gewählten Analogie zu werben.
3. Umgang mit Ausschweifungen, Vielrednern, Abschweifen, unnötigen Diskussionen
Auch das kennen wir doch alle, oder? Und ich will mich nicht selbst davon freisprechen, diese anzufachen oder mich daran zu beteiligen. Würde da nicht eine gelbe Karte passen, die entweder von Kollegen oder vom Zeitwächter vorgehalten wird? Eine Kurzform des Feedbacks, die auf Nachfrage gerne konkretisiert werden kann.
Übrigens: Meine Überlegungen und Vorschläge richten sich nicht nur an digitale Meetings, die zugegebenermaßen deutlich anspruchsvoller von der teilnehmenden Gruppe zu handeln sind, sondern auch an analoge Treffen und Spontan-Meetings.
Wenn diese Ansätze, zumindest im Kern, gelingen oder ausprobiert werden, lohnen sich weitere Aspekte zu beleuchten, wie schnelle und tragfähige Entscheidungen zu treffen oder die nachhaltige Umsetzung von Vereinbarungen aus dem jeweiligen Meeting. Und irgendwann gibt es ein, hoffentlich immer noch, bewegliches und für alle motivierendes „Skript“ von der Tagesordnung bis zur Nachbereitung.
Was denkt Ihr? Ist das so möglich?
S. Schmidt zum Thema Kollegiales Miteinander