Wie ich meinen Arbeitsalltag ausgeglichener erlebe
Wenn du diese Zeilen liest verbringst du dein Leben vermutlich größtenteils in deinem Kopf. Die meisten von uns widmen wenig Aufmerksamkeit dem Körper, dem Hören, Schmecken oder Fühlen. Meine eigenen Erfahrungen zeigen, dass es insbesondere sogenannten „Knowledge Worker“ so ergehen kann.
Wie ich inzwischen mehr bewusste Emotionalität und Erleben im Körper im Sinne einer gesamthaften Aufmerksamkeit in meinen Alltag integriere und somit ausgeglichener durch den Tag „fließe“, möchte ich euch in diesem Artikel vorstellen.
- Vor der Arbeit - Mein Check-In
- Während der Arbeit - Der „Geschmack der Emotion“
- Zwischen dem Arbeiten - Frei von Bildschirmen
- Mein zweiter Aufgaben Check-In
- Nach der Arbeit - Tag Revue passieren lassen
Vor der Arbeit - Mein Check-In
Wie beginnst du deinen Tag? Greifst du zum Handy, schlappst du an die Kaffee-Tränke, dehnst du dich etwas und gehst vor die Tür?
Mein Tag beginnt damit, dass ich im Bett einen kurzen Moment mit einem bewussten Check-In verbringe: Wie geht es mir? Wie fühlt es sich an, in meinem Körper zu leben? Gibt es etwas, worauf ich mich freue oder dass mir unangenehme Gefühle bereitet? Vielleicht ein ungeliebtes Meeting?
Nach diesem kurzen Check-In setze ich eine Intention für den Tag, z.B. heute gibt es für mich alle 50 Minuten eine 10-minütige Pause mit Frischluft.
Im Anschluss daran geht es los mit zumindest einem kleinen Frühstück und keinem Kaffee. Das signalisiert meinem Körper: „alles in Ordnung, kein Grund zum Stress“ und schafft somit mehr Ausgeglichenheit. Mir ist bewusst: Direkt nach dem Aufwachen übernimmt das Hormon Cortisol die Funktion des Kaffees - zusätzlicher Koffeingenuss führt tendenziell eher zu Stress und Unruhe, anstatt beim automatisch ablaufenden Wach-Werden zu helfen. Also erstmal eine Stunde warten und von selbst wachwerden.
Während der Arbeit - Der „Geschmack der Emotion“
Ich arbeite als Gründer bei Samana, einem Adlershofer Start-up und beginne meinen Tag mit einem Blick in den Kalender und auf die Aufgabenliste: Was will ich heute unbedingt erreichen? Welche Gefühle kommen beim Anblick der verschiedenen Termine, Tätigkeiten und Verpflichtungen auf? Wo fühle ich diese Gefühle im Körper? Bei starken Emotionen verbringe ich auch einen Moment damit, mit dem Erleben des Gefühls zu sein: Wo genau ist die Emotion? Ist sie starr oder verändert sie sich? Wo fängt sie an, wo hört sie auf? Was ist der „Geschmack“ der Emotion?
Dann geht es los mit der Prioritätenliste und, falls zeitlich möglich, der Tätigkeit, auf die ich in dem Moment am meisten Lust habe: Warum? Über den Tag hinweg fallen die meisten Aufgaben, die es zu erledigen gilt in ein Zeitfenster, das, wenn ich es mitbekomme und zulasse, es mir erlaubt, meine Aufgaben abzuarbeiten und mich dabei gut zu fühlen. Gutes Gefühl bedeutet auch langfristig eine gute Arbeit.
Jegliches von A nach B Laufen während des Tages versuche ich besonders achtsam zu machen: wie fühlen sich meine Füße an?
Zwischen dem Arbeiten - Frei von Bildschirmen
Die Mittagspause wird kein „Working Lunch“ vor dem Laptop (davon habe ich für mehrere Lebzeiten genug als Unternehmensberater erledigt), sondern ein frei von Bildschirmen, gerne auch draußen durchgeführtes Erlebnis: Mindestens ein paar Minuten die Beine vertreten.
Mein zweiter Aufgaben Check-In
Im Verlauf des Nachmittags gibt es meinen erneuten Aufgaben Check-In: Was ist noch nicht erledigt, das noch passieren soll, damit der Tag zu einem guten Schluss kommt? Wie fühle ich mich damit? Gibt es insbesondere bei Aufgaben oder Terminen, die wichtig sind, aber ein Unwohlsein erzeugen, noch etwas, das als Grund hinter dem Unwohlsein liegt? Eventuell gibt es hier noch eine Möglichkeit zur Reflexion und zum Bewusstwerden von inneren Spannungsfeldern oder vielleicht auch Themen, die ich grundsätzlich in meinem Leben angehen sollte.
Nach der Arbeit - Tag Revue passieren lassen
Am Tagesende liege ich im Bett, die Decke warm über mir: „Was ist heute passiert? Wie lief der Tag ab und wie geht es mir damit?“. Ohne Wertung lasse ich den Tag Revue passieren und nehme wahr, was auch immer aufkommt. Dies kann spannende Einsichten in mein Leben liefern! Als letzte Handlung freue ich mich über etwas, das passiert ist - egal wie klein oder groß. Falls es nichts gibt, dann freue ich mich über das Setzen der morgendlichen Intention.
Benjamin Schoelzel zum Thema Stressbewältigung
Wie läuft dein Tag so ab? Passen meine Tipps für euch?
Kommentare
Da ich meinen Marktauftritt als Ein-Personen-Unternehmen organisiert habe, gibt es innerbetrieblich keine Austauschmöglichkeiten. Deshalb nutze ich dafür die Kommunikation in den beruflichen Netzwerken, im privaten Bereich und eben auch Onlineveranstaltungen, wie einen soeben besuchten digitalen Workshop zur Stressprävention und Entspannung. Am Standort Adlershof gibt es mit dem dortigen Gesundheitsnetzwerk ein besonderes Angebot, in dessen adäquaten Blog ich Ihren Beitrag gefunden habe. Ihre Beschreibung ist detailliert und aufschlussreich. Und sie passt, wie könnte es auch anders sein, nicht eins zu eins auf meine Situation. Es ist schon ein Unterschied, ob man wie Sie gerade ein Start-up hochzieht oder wie ich am Ende der beruflichen Laufbahn dabei ist, das Unternehmen herunterzufahren für den gleitenden Übergang in den mutmaßlich letzten selbst bestimmten Lebensabschnitt.
Und doch gibt es Parallelen wie das Nutzen bestimmter Routinen. Genau wie Sie, gebe ich mir allmorgendlich Zeit. Mal mehr, mal weniger. Wenn die Terminlage es erlaubt, genieße ich das Aufwachen auch im Bett. Geht es knapper zu, bringt mich die Prozedur der täglichen Rasur in den Tag. Doch nahezu niemals gehe ich ohne ein ausgiebiges Frühstück mit reichlich Tee aus dem Haus oder an den Home-Office-Arbeitsplatz. Auch für mich ist der Blick auf den Kalender ein wichtiges Werkzeug zur Strukturierung des Tagesablaufes. Allerdings beginnt mein Tag diesbezüglich am Vorabend. Was dann nachts im Kopfkino abläuft, weiß ich nicht, aber so habe ich schon beim Erwachen das Gefühl, alles im Griff zu haben. Das entspannt und erlaubt es mir, jeden Tag gutgelaunt zu beginnen.
Eine Gemeinsamkeit sehe ich auch darin, den Tagesausklang möglichst entspannt zu gestalten. Spätestens jetzt ist die Zeit für den familiären Austausch; eine einzigartige Energiequelle! In diesen Punkten fühle ich mich durch Ihren Artikel bestätigt. Außerdem finde ich aber auch Anregendes. So zum Beispiel Ihre Methode, am Nachmittag einen zweiten Aufgaben Check-In durchzuführen. Insbesondere, wenn sich im Tagesverlauf doch erhebliche Änderungen ergeben, ist dies ein nützliches Instrument. Ich mache das immer, wenn sich die Änderung ergibt, also ein bisschen wie ein Getriebener. Da erscheint mir Ihre Vorgehensweise souveräner. Andererseits plane ich meist ausreichend Pufferzeiten ein, sodass sich solche Situationen nicht oft ergeben.
Mit der Mittagspause sprechen Sie ein Thema an, bei dem ich in Sachen Achtsamkeit noch Schulden habe. So ähnlich wie Sie in der Vergangenheit. Doch Sie haben es schon geschafft, nicht nur frei vom Bildschirm zu pausieren, sondern diese Zeit auch für etwas körperliche Bewegung zu nutzen. Zu oft findet die Kaffeepause am Laptop statt und zu selten folgt dem Mittagessen (immerhin steht dies inzwischen regelmäßig auf dem Programm) ein Verdauungsspaziergang. Hier bin ich noch auf dem Weg und Ihr Beispiel zeigt mir, dass es geht. Vielen Dank dafür und weiterhin viel Erfolg.
Heinz Weißhuhn
Der Beitrag "Wie ich meinen Arbeitsalltag ausgeglichener erlebe" ist für mich besonders interessant bzw. bedeutsam, weil ich ihn mit einfachen Mitteln umsetzen kann.
Kati Blaudzun
Ich fühle mich durch diesen Beitrag angesprochen, da ich das Gefühl habe nicht immer ausgeglichen zu sein und gerne die vorgestellten Ideen ausprobieren möchte.
Beschäftigte in Adlershof bei einem Telekommunikationsanbieter
„Ich finde den Aspekt der Emotionen als hochsensibler Mensch sehr wichtig. Es klingt etwas zu statisch, ich bin aber als CEO besonders im Homeoffice flexibler, d.h. ich kann immer wieder zusätzlich nach dem "Lustprinzip handeln. Der Grundablauf ist aber perfekt und vieles wende ich an.“
Sabine Schreiber
„Der Beitrag spricht mich an, weil ich mehr Balance in den Arbeitsalltag bringen muss.“
Beschäftigte in Adlershof bei einer Anstalt des öffentlichen Rechts
„Vielen Dank, dass ich am Workshop Fokussierung teilnehmen durfte. Für mich ist dieser Artikel relevant, weil ich immer viel an Arbeit denke und so könnte ich mich für ein paar Minuten morgens und abends fokussieren. Seit dem Seminar Aufgabenpriorisierung wende ich die Ivy-Lee-Methode an. Es funktioniert zwar nicht an allen Tagen, aber zu 90% schreibe ich mir die Aufgaben für den nächsten Tag.“
Beschäftigte in Adlershof bei einem Pharmaunternehmen